Böses Weibele/Hochstein:
Ein Osttiroler Wanderklassiker
Wer in Osttirol seinen Urlaub verbringt, sollte auf alle Fälle die Wanderung vom Hochstein auf das Böse Weibele (Abb. 1) im Tourenprogramm einplanen. Speziell an sonnigen Wochenenden droht dabei zwar die Gefahr einer kleineren Völkerwanderung, aber an Wochentagen ist die Zahl der Wanderer überschaubar, vor allem auf dem nachfolgend beschriebenen Abstiegsweg. Die über einen langen Kamm führende Aufstiegsroute vom Hochstein (2.057 m) zum Bösen Weibele (2.521 m) zählt auf Grund der phantastischen Aussicht zu den Osttiroler Wanderklassikern. Übrigens gibt es nicht weit von hier – ebenfalls in Osttirol – am Nordrand der Schobergruppe einen Berg namens Böses Weibl, der um rund 600 Hm (Höhenmeter) höher ist und nicht mit unserem Bösen Weibele verwechselt werden sollte.
Ausgangspunkt dieser Tour ist der Parkplatz (1.980 m) am Ende der Mautstraße, die von Bannberg an der Pustertaler Höhenstraße bis knapp unterhalb der Hochsteinhütte (2.023 m) führt. Vom Parkplatz geht man am besten nicht auf dem oberen, breiten Fahrweg, sondern auf dem unteren, schmalen, markierten Steig westwärts. Auf einem nach wenigen Metern dann breiter werdenden Weg wandert man zunächst fast eben über eine Wiese und dann durch ein kurzes Waldstück, bis man nach rund 5–10 Minuten endgültig offenes Almgelände – mit wundervollem Blick zu den Lienzer Dolomiten im Süden (Abb. 2) – erreicht. Nach einem etwas ansteigenden Wegstück zweigt rechts ein Steig vom breiten Weg ab und führt uns unterhalb des Heimkehrerkreuzes (= Gipfel des Hochsteins) hinauf zu einer Wegkreuzung auf einem Sattel. Erstmals sind hier – ca. 15–20 Minuten vom Parkplatz – die mächtige Schobergruppe (Abb. 3) im Nordosten und die schneebedeckten Gipfel der Hohen Tauern im Norden zu bewundern. Wir halten uns geradeaus und steigen in 5 Minuten zu einer weiteren Wegkreuzung auf, an der von rechts der direkte Weg von der Hochsteinhütte (ca. 15–20 Minuten) und vom Hochstein auf unseren Aufstiegsweg trifft.
Ab nun geht es angenehm steil am Kammweg (Nr. 321) aufwärts, wobei die Schobergruppe stets sichtbar ist. Nach einer weiteren Wegkreuzung – nach rechts zweigt ein Steig nach Glanz ab – wird es um einiges steiler. Dabei kann man zwischen dem breiten, steinigen Weg oder dem parallel führenden Wiesensteig hinauf zu den ersten, kleineren Erhebungen am Kamm zwischen Hochstein und dem Bösen Weibele wählen. Vorbei an ein paar Tümpeln und weiteren Erhebungen geht es stetig hinauf. Dann, der Gipfel scheint schon zum Greifen (Abb. 4) nahe zu sein, folgt eine längere felsigere Passage, die aber mit etwas Trittsicherheit problemlos passiert werden kann. Zwei kürzere Gegensteigungen verlängern dabei unseren Aufstiegsweg. Ungefähr 80 Hm unterhalb des mächtigen Gipfelkreuzes wird der Weg ab einer weiteren Weggabelung (hier zweigt unser späterer Abstiegsweg ab) wieder einfach begehbar. Erst die letzten Schritte zum Gipfelkreuz (Abb. 5) des Bösen Weibeles verlangen wieder Trittsicherheit. Nach rund 550 bewältigten Hm (Höhenmetern), für die man etwa 1¾–2,0 Stunden benötigt, wird man mit einer großartigen Rundumsicht belohnt, die praktisch alle Gebirgsteile Osttirols umfasst. Selbst der Großglockner im Nordosten und die Gletscher der Venedigergruppe (Abb. 6) im Norden sind von hier gut zu sehen.
Nach ausgiebiger Rast sollte man an den Abstieg denken: Entweder kehrt man am Aufstiegsweg, den man vom Gipfel Richtung Lienz und Drautal gut überblicken kann (Abb. 7), in ca. 1½ Stunden zum Hochstein zurück oder man steigt zur Ehrenwiese ab und wandert von dort über den Pustertaler Höhenweg zurück zum Ausgangspunkt. Dabei sollte man aber bedenken, dass diese Abstiegsvariante fast eine Stunde länger dauert. Aber die Aussicht lohnt diesen Umweg. Dafür geht man rund 80 Hm vom Gipfel am Aufstiegsweg wieder retour und zweigt dann rechts Richtung Ehrenwiese ab. Ein wunderschöner, wenig begangener Wiesensteig führt – stets mit Blick zu den Lienzer Dolomiten (Abb. 8) – fast gemütlich talwärts. Da diese Abstiegsvariante auch gerne von Skitourengehern benützt wird, leiten uns kleine Markierungsstangen abwärts. Dann wendet sich der steiler werdende Wiesensteig einer rechts liegenden sehr steilen Geländekante zu. Zumindest an einer mit einem Seil gesicherten Stelle sind Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit erforderlich. Großartig ist dabei der Blick zu den westlich von uns liegenden Bergen des Defereggengebirges (Abb. 9) und zu den Sextener Dolomiten im Hintergrund, bei denen zwei der "Drei Zinnen" (Abb. 10) gut zu sehen sind. Nach einem letzten steilen Wegstück erreicht man nach ca. 75–90 Minuten vom Gipfel die Ehrenwiese (ca. 2.000 m) und den Pustertaler Höhenweg.
Wir halten uns links, verlassen gleich wieder – erneut nach links - aber die Forststraße wieder. Durch einen Lärchenwald führt unser Steig wieder leicht aufwärts. Nach einer Bachquerung wandert man im stetigen Auf und Ab auf gut begehbarem Steig mit schönen Blicken hinüber zu den felsigen Lienzer Dolomiten zurück Richtung Hochstein. Nach etwa 30–35 Minuten kann man bei der schmucken, aber nicht bewirtschafteten Gamperlehütte (2.042 m) entscheiden, ob man fast eben in rund 15–20 Minuten zum Parkplatz zurückkehrt oder zum Hochstein (Heimkehrerkreuz, Abb. 11) aufsteigt. Von dort geht es dann entweder auf einem unmarkierten Steig direkt hinunter zum Parkplatz oder auf breitem Weg zur Hochsteinhütte (Abb. 12) und von dort zum Parkplatz. Für diese Abstiegsvariante muss man etwa 2¼–2½ Stunden einplanen.
Geogr. Länge/Breite: 12°41'50''/46°49'14''
Rechtswert (UTM): 324345 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5187860 m (Zone: 33 N)