Hornischegg/Sillianer Hütte:
Am westlichen Beginn des Karnischen Höhenweges
Für Bergwanderer, die gerne Mehrtagestouren unternehmen, zählt der Karnische Höhenweg in den Ostalpen zu den heißen Favoriten. Dieser führt über ca. 155 Kilometer entlang der österreichisch-italienischen Grenze von Sexten (Italien) bzw. Sillian (Österreich) bis Arnoldstein. Am Karnischen Hauptkamm können unzählige Gipfel bestiegen bzw. umgangen werden. Höhepunkte sind dabei die grandiosen Berglandschaften, viele Bergseen und der Ausblick auf die benachbarten Gebirgszüge. Aber auch Tagestouren lassen sich hier durch die vielen sich anbietenden Zustiege sehr gut durchführen. Der nachfolgende Wandertipp beschreibt eine Tour im westlichen Bereich des Karnischen Höhenkamms (Abb. 1) von der Leckfeldalm hinauf zur Sillianer Hütte und zum Hornischegg. Wer Lust hat, kann aber am Karnischen Höhenweg noch beliebig weiter in Richtung Osten wandern. Der Höhenweg ist auch Teil des Osttiroler 360° Skyline Trails, eines Wanderwegs, der Osttirol umrundet. Der Karnische Höhenweg wird aber auch als Friedensweg bezeichnet, der an die Gräueltaten erinnert, die hier in den Bergen im 1. Weltkrieg begangen wurden.
Ausgangspunkt unseres Wandertipps ist die bewirtschaftete Leckfeldalm (1.925 m), die über eine Sandstraße von Sillian mit dem PKW erreicht werden kann. Sonst besteht die Möglichkeit – neben dem Aufstieg zu Fuß (ca. 850 Hm in etwa 2½–3,0 Stunden) –, sich per Hüttentaxi zur gastlichen Almwirtschaft bringen zu lassen. Vom Parkplatz der Leckfeldalm geht es auf dem Fahrweg die ersten Serpentinen aufwärts. Nach etwa 5 Minuten kommt man zu einer Weggabelung. Die Fahrstraße führt rechts weiter zum Sattel (2.124 m), dann etwas felsig und ausgesetzt zum Heimkehrerkreuz (2.373 m) und von dort zum Leckfeldsattel (2.381 m), wo diese optionale, aber schwierigere Aufstiegsvariante zum Karnischen Höhenweg stößt. Wir aber halten uns links und gehen auf dem steilen, für den allgemeinen KFZ-Verkehr gesperrten Fahrweg aufwärts. Bald schon gelangt man in offenes Gelände und hat einen schönen Blick die steile Leckfelder Alm (Abb. 2) hinauf. Mit Hilfe lang gezogener Serpentinen geht es weiter bergan Richtung Leckfeldsattel, wobei rechts abzweigende Steige zunächst noch ignoriert werden. Nach knapp 60 Minuten vom Ausgangspunkt gelangt man in einer Linkskurve zu einer weiteren Weggabelung (2.250 m), bei der wir – die Sillianer Hütte hoch oben bereits vor Augen – den meist viel begangenen Fahrweg in Richtung Heimkehrerkreuz nach rechts verlassen.
Ein teils schmaler, teils steiniger Steig führt den steil abfallenden Hang hinauf. An manchen Stellen sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig. Nach rund 15 Minuten und ca. 100 Hm (Höhenmeter) von der Abzweigung erreichen wir einen querführenden Steig. Von hier sind es – wenn man nach rechts abbiegt – noch ungefähr 10 Minuten zum Heimkehrerkreuz. Wer nicht so weit gehen möchte, sollte aber zumindest die wenigen Schritte bis zu einer Abzweigung hinunter nach Sillian aufsteigen. In einem Sattel bietet sich ein toller Blick zum Helm (2.434 m, Abb. 3), dem westlichen Vorposten des Karnischen Höhenzuges. Man kann aber auch gleich links abzweigen und auf einem relativ breiten Steig – kaum an Höhe gewinnend – in etwa 15 Minuten mit schönem Blick zur Sillianer Hütte und zur darüber liegenden Hochgruben zum Leckfeldsattel wandern. Je mehr man sich diesem nähert, desto imposanter wird der Blick zu den in Südtirol gelegenen Sextener Dolomiten (Abb. 4). Nicht zu übersehen sind dabei die weltberühmten Drei Zinnen!
Am Leckfeldsattel angekommen führt rechts der Kammweg entlang der Grenze zum Helm (Gehzeit hin und retour ca. 60-75 Minuten, zusätzliche rund 50 Hm). Leider verfällt das alte Helmhaus seit vielen Jahren, das früher ein gut bewachter Grenzpunkt zwischen Österreich und Italien war. Wir zweigen daher gleich links ab, verlassen aber den speziell an sonnigen Wochenenden überfüllten Fahrweg hinauf zur Sillianer Hütte gleich wieder nach rechts. Nach wenigen Schritten teilt sich dieser Steig, wir nehmen den linken Weg und wandern im steil abfallenden Gelände unterhalb der Sillianer Hütte vorbei. Rund 15 Minuten von der Abzweigung vom Fahrweg entfernt stoßen wir auf einen Weg, der von der Hütte nach Osten führt und der in wenigen Minuten den Obermahdsattel (2.467 m) erreicht. Hier – unser nächstes Ziel, den 2.550 Meter hohen Hornischegg (Abb. 5) unmittelbar vor Augen – kommen mehrere Wege zusammen. Wir wählen den bereits gut sichtbaren, nach wenigen Metern rechts abzweigenden, teils recht steilen Aufstieg zum Hornischegg, auf dem sich knapp unter dem neu errichteten Gipfelkreuz (Abb. 6) alte Kriegsstellungen aus dem 1. Weltkrieg befinden. Doch nicht diese, sondern der grandiose Rundblick lohnen den etwa 10–15 Minuten dauernden, recht steilen Anstieg. Der Blick reicht im Norden und Nordwesten bis zu den Hohen Tauern, im Westen zu den Zillertaler- (Abb. 7), den Stubaier- und den Ötztaler Alpen und im Süden – alles andere in den Schatten stellend – zu den Sextener Dolomiten (Abb. 8).
Egal, ob man vom Hornischegg direkt in etwa 15-20 Minuten zur Sillianer Hütte am bestens beschilderten Karnischen Höhenweg wandert oder auf diesem noch weiter Richtung Osten (Abb. 9), es empfiehlt sich, den östlichen, weit weniger steilen Abstiegsweg vom Hornischegg zu wählen. Wer unten angekommen weiter nach Osten gehen möchte, den erwartet jetzt ein sehr nettes Wegstück am Kammsteig oberhalb der Hollbrucker Seen. Zunächst noch über Grasböden geht es in weiterer Folge links neben dem felsigen Kamm auf gut begehbarem Steig in Richtung einer kleineren Berggruppe. Am Gipfel des höchsten Berges davon, der Hollbrucker Spitze (2.580 m), steht gut sichtbar ein Gipfelkreuz. Unser Weg führt auf einem etwas abschüssigen Steig (Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich) – einen sehr steilen Hang querend – rechts an der Berggruppe vorbei. Nach einem kurzen Anstieg zu einem Sattelpunkt (ca. 2.550 m) verlassen wir den Karnischen Höhenweg und wandern ohne größere Anstiege auf dem Graskamm nach rechts zu einem namenlosen Aussichtspunkt bei einem Steinmann (2.575 m) mit phantastischem 360°-Rundblick, unter anderem zum Großglockner im Norden und natürlich wieder zu den Drei Zinnen (Abb. 10). Vom Hornischegg, den man von hier im Westen bestens sieht, hierher benötigt man etwa 30–45 Minuten. Da diese vom Hauptweg etwas abseits gelegene Stelle nur selten besucht wird, ist ein Treffen mit einem Murmeltier (Abb. 11) hier gut möglich!
Beim Rückweg wandern wir nun links an der Berggruppe der Hollbrucker Spitze und nach dem Kammstück rechts am Hornischegg vorbei und wählen am Obermahdsattel den rechts zur Hochgruben (ein alternatives Gipfelziel, 2.538 m) führenden, leicht ansteigenden Weg. Wir wandern aber links am Hochgruben vorbei, passieren größere, bereits ziemlich verfallene Kriegsstellungen und steigen ein paar Meter zur Sillianer Hütte (2.447 m, Abb. 12) ab. Vom namenlosen Aussichtspunkt benötigt man zur oft und gerne von Wanderern und Mountainbikern besuchten Sillianer Hütte rund 45 Minuten.
Zur direkten Rückkehr zum Ausgangspunkt empfiehlt sich die Benützung des Fahrweges. Zunächst steil hinunter zum Leckfeldsattel mit Blick zum Füllhornsee und dann am Serpentinenweg über die Leckfelder Alm (Abb. 13) zum Ausgangspunkt benötigt man kaum mehr als 60 Minuten für dieses letzte Wegstück einer wirklich schönen Wanderung in den Karnischen Alpen mit außergewöhnlich toller Aussicht.
Geogr. Länge/Breite: 12°24'46''/46°43'14''
Rechtswert (UTM): 302300 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5177375 m (Zone: 33 N)