Hohe Student/Haselspitz:
Unterwegs auf einsamen Pfaden
Zwischen Göller und Halltal im Norden und der Hohen Veitsch und dem Niederalpl im Süden befindet sich in der nordöstlichen Steiermark eine Gruppe von Gipfeln, die mit Ausnahme der etwas höheren Tonion (1.699 m) alle zwischen 1.500 m und 1.600 m hoch sind. Da sie von den großen österreichischen Ballungszentren Wien, Graz und Linz nur mit einigem zeitlichen Aufwand zu erreichen sind, sehr wenige bewirtschaftete Almen zur Einkehr einladen und ihre höchsten Punkte knapp über der Waldgrenze liegen, werden Großer und Kleiner Proles, Großer und Kleiner Königskogel, Wildalpe und die Hohe Student von den meisten Bergwanderern stiefmütterlich behandelt – das aber vollkommen zu Unrecht! Denn der 360°-Blick auf die um einiges höheren, sie umgebenden Berge wie Schneeberg, Rax und Schneealpe im Osten, Hohe Veitsch im Süden, Hochschwab, Riegerin, Kräuterin und Dürrenstein im Westen sowie Ötscher und Göller im Norden belohnt die Mühen eines Gipfelsieges. Nachfolgend beschreiben wir eine mittellange Rundtour aus dem nördlich gelegenen Halltal auf die Hohe Student und auf den unmittelbar benachbarten Haselspitz (Abb. 1). Irrtümlich wird unser erstes Ziel oftmals als der Hohe Student bezeichnet, der Name kommt aber ursprünglich aus dem Slawischen und bedeutet "die Kalte", daher heißt es richtig die Hohe Student.
Ausgangspunkt der Wanderung ist die leider nur selten angefahrene Busstation beim Aunbauer (ca. 820 m) im Halltal, das Mariazell mit dem Lahnsattel verbindet. Ein paar Autoabstellplätze stehen in einer Kurve Richtung Mariazell am Straßenrand zur Verfügung. Auf einer Brücke quert man die Salza, folgt dem markierten Weg in südlicher Richtung vorbei am Gehöft Aunbauer und über eine kurze Steigung zu weiteren Gebäuden. Am Beginn einer großen Wiese steht dann rechts vom Weg eine fast lieblich anmutende kleine Kapelle (Abb. 2). Nachdem man am anderen Ende der nur leicht ansteigenden Wiese angekommen ist, führt unser Weg in den Wald und wird um einiges breiter. Zuerst noch eher eben, wird es zunehmend steiler und schon bald erreicht man bei einer Abzweigung die 1000 Meter-Grenze.
Nach der Überwindung einer weiteren starken Steigung, der Überquerung einer kleinen Alm und einem kurzen Schlussanstieg hat man nach knapp einer Stunde Wegzeit vom Ausgangspunkt bei einer beschilderten Weggabelung die Qual der Wahl: Hier am Freinsattel (1.106 m) muss man sich entscheiden, ob man links zur Wildalpe, geradeaus zum Großen und Kleinen Proles bzw. zum Großen und Kleinen Königskogel wandern oder ob man rechts abzweigend die Hohe Student besteigen will. Wir entscheiden uns für die rechte Route und bleiben auf der Forststraße, die nun in westlicher Richtung nördlich am felsendurchsetzten Ringboden (1.332 m, Abb. 3) vorbeiführt. Im Nordwesten erblickt man dabei erstmals den mächtigen Ötscher und die danebenliegende Gemeindealpe. Nach etwa 15 Minuten vom Freinsattel zweigt der markierte Weg links in den Wald ab. Nur wenige Meter danach biegt - wieder links - unser markierter, schmaler Steig ab. Hier beginnt nun die Schlüsselstelle der gesamten Tour: Im teilweise recht abschüssigen, mit Felsen, Steinen, umgefallenen Bäumen und Wurzeln übersäten Gelände wird auf unserem teilweise sehr schmalen Steig (Abb. 4) in Serpentinen eine ca. 150 Hm (Höhenmeter) Steilstufe überwunden. Vorsicht, wenn der Boden feucht ist – was hier sehr oft vorkommt –, da es dann auch noch rutschig sein kann. Bei diesem steilen Aufstieg kann man nun in Richtung Osten zur weniger steilen Wildalpe und zum Göller hinüberblicken.
Nach Überwindung der Steilstufe (15–30 Minuten) geht es nun eher gemütlich auf dem breiten Waldkamm – wieder Richtung Westen – weiter hinauf. Nach ca. 15 Minuten erreicht man eine größere Alm mit einer Jagdhütte (Abb. 5). Unsere Wanderung führt nun für kurze Zeit wieder auf einem breiteren Weg dahin, doch schon bald biegt unser markierter Steig rechts wieder in den Wald ab. Es wird erneut etwas steiler und man erreicht nach etwa 15–20 Minuten von der Jagdhütte offenes Gelände, das speziell im Frühling für seine Blumenpracht bekannt ist. Nach einem ganz kurzen Abstieg steht man dann vor der leider unbewirtschafteten Studentalm (Abb. 6) und – rechts davon – dem kleinen Gipfelaufbau der Hohen Student. Der markierte Steig in Richtung des Ortes Halltal führt links am Gipfel vorbei. Wir empfehlen aber, auf jeden Fall den kurzen, aber steilen Aufstieg auf den unmarkierten, jedoch gut sichtbaren Steigspuren zum Gipfel (1.539 m) zu machen, da oben eine wundervolle Aussicht vor allem Richtung Südosten (Abb. 7), Süden mit der Tonion (Abb. 8) und Südwesten (Abb. 9) wartet. Für den rund 700 Hm-Aufstieg vom Halltal zum Gipfel der Hohen Student benötigt man rund 2½–3,0 Stunden.
Entweder legt man bereits hier eine Rast ein oder man wechselt in ca. 15–20 Minuten hinüber zum zweiten Gipfel, dem etwas niedrigeren Haselspitz (1.534 m), wobei man einen guten Orientierungssinn benötigt, wenn das Gras hoch ist. Zuerst geht es rund 30 Hm abwärts, dann am bewaldeten Gipfelplateau ein wenig auf und ab und zuletzt wieder rund 25 Hm steil hinauf. Zur Überraschung der meisten Wanderer steht hier am niedrigeren Gipfel das weitaus größere Gipfelkreuz (Abb. 10) – möglicherweise, weil man von hier einen schönen Blick zur Basilika des Wallfahrtsortes Mariazell und zum mächtigen Ötscher (Abb. 11) hat. Aber auch Wildalpe im Osten (Abb. 12) und die Berge im Westen (Abb. 13) sind von hier sehr gut zu bewundern.
Steil bergab (ca. 70 Hm) geht es in südlicher Richtung weiter, zuerst noch im grasbewachsenen, dann wieder im bewaldeten Gelände zurück zum markierten Steig, der direkt von der Studentalm hierher zu einer beschilderten Abzweigung führt. Wir wenden uns nach rechts Richtung Westen und steigen teilweise etwas steiler zum Tal-Einschnitt zwischen Haselspitz und dem westlich gelegenen Studentleiten ab. Zuerst mündet unser Steig in einen nun in nördlicher Richtung verlaufenden wunderschönen Waldweg, der wiederum nach einiger Zeit zu einer Forststraße führt. Diese erreichen wir knapp 30 Minuten vom Gipfel des Haselspitzes. Auf dieser geht es nun links vorbei am Hochkampl abwärts weiter und nach etwa 15 Minuten stehen wir vor der nächsten Beschilderung. Der markierte Weg zweigt hier links ab und führt auf einem teilweise sehr steilen Waldsteig in etwa 45–60 Minuten hinunter in den Ort Halltal. Von dort muss man aber auf der Landesstraße knapp 4 km entweder per Pedes (ca. 45-60 Minuten), mit dem Bus (der aber nur selten fährt!) oder per Autostopp zum Ausgangspunkt zurückkehren.
Wir empfehlen daher, das umfangreiche Wegnetz auf der Nordseite unserer beiden Bergziele zu nützen, auf der Forststraße zu bleiben und unterhalb des Gipfelaufbaues des Haselspitzes in östlicher Richtung in rund 15 Minuten zur nächsten Weggabelung weiter zu marschieren. Wer hier nun rechts abbiegt, gelangt in ca. 45–60 Minuten wieder zum Freinsattel, von dem man in rund 45 Minuten zum Aunbauer absteigt. Biegt man aber links ab und ignoriert ab jetzt alle einmündenden Wege und Forststraßen, so erreicht man nach knapp einer Stunde – wieder gemütlich auf der breiten Forststraße absteigend (besonders schön im Herbst! Abb. 14) – bei einer Salza-Brücke das Halltal.
Von hier sind es nur noch rund 1,2 km (ca. 15 Minuten) auf der Landstraße in Richtung Osten zurück zum Ausgangspunkt unserer Tour, wobei bald nach der Brücke das einzige Gasthaus auf unserer Wegstrecke, das GH Lebernegg, auf uns wartet. Auf den letzten Metern des Rückwegens sind rechts von uns unsere beiden Gipfelziele (Abb. 15) – Hohe Student/Haselspitz – nochmals gut zu sehen. Egal, für welche Abstiegsvariante man sich entscheidet, für den Rückweg vom Haselspitz sollte man ca. 2,0–2½ Stunden einplanen.
Geogr. Länge/Breite: 15°25‘08‘‘/47°45‘48‘‘
Rechtswert (UTM): 531395 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5290105 m (Zone: 33 N)