Breslauer Hütte:
Österreichs zweithöchstem Gipfel ganz nahe
Die Liste der höchsten Berge Österreichs wird von zwei Gebirgsgruppen, den Hohen Tauern und den Ötztaler Alpen, dominiert: Liegt unser höchster Gipfel, der 3.798 m hohe Großglockner, in den Hohen Tauern, befinden sich die Plätze 2 (Wildspitze 3.774 m) und 3 (Weißkugel 3.739 m) in den Ötztaler Alpen. Ein beliebter Stützpunkt für Touren auf die Wildspitze ist die auf 2.844 m gelegene Breslauer Hütte (Abb. 1), die das Ziel des nachfolgenden Wandertipps ist. Am einfachsten erreicht man diese, wenn man vom kleinen Bergsteigerdorf Vent den Sessellift zum Bergrestaurant Stablein nimmt und von dort auf einem teilweise breiten Weg und anschließend auf einem ebenfalls sehr gut ausgebauten Steig durch eine großartige Berglandschaft zur Hütte aufsteigt. Wir aber raten zu einer Rundtour, die von Vent zu den Rofenhöfen und von diesen steil hinauf zur Breslauer Hütte führt. Der Abstieg erfolgt dann zur Stableinalm und – natürlich – nicht mit dem Sessellift, sondern per pedes hinab nach Vent. Vor allem Familien können sich aber beim Auf- bzw. beim Abstieg mit einer Liftfahrt über 450 Hm sparen.
Der Ausgangspunkt unserer Tour befindet sich am Ortsbeginn von Vent. Kurz vor der Dorfkirche (1.895 m) steht ein gebührenpflichtiger Parkplatz zur Verfügung. Wir gehen Richtung Westen knapp 5 Minuten durch den ersten Ortsteil bis zur Abzweigung rechts zu den Rofenhöfen. Entweder gehen wir die kürzere Variante über die direkte, asphaltierte Zufahrtsstraße oder – und das ist auf jeden Fall empfehlenswert – links über die Brücke vorbei am Hotel „Alt Vent“ bis zu einer Abzweigung, bei der wir rechts einbiegen. Links neben der Venter Ache kommen wir zu einer weiteren Brücke, auf der wir den Niedertalbach queren. Durch den hier stattfindenden Zusammenfluss des Niedertalbaches und der Rofenache entsteht die Venter Ache, die wenige Kilometer Richtung Nordosten zur Ötztaler Ache fließt und in Zwieselstein in diese mündet. Wir aber steigen – umgeben von ersten Stein-Skulpturen – zu einer Weggabelung auf, wo wir uns rechts halten. Jetzt geht es auf dem breiten Barteb´ne-Weg das Rofental taleinwärts. Kurz etwas ansteigend – rechts Richtung Norden ist hoch oben die Breslauer Hütte zu sehen – kommen wir auf fast ebenem Weg zur nächsten Attraktion: dem alten Gipfelkreuz der Wildspitze (Abb. 2). Durch ein „Fernrohr“ kann man das neue Gipfelkreuz betrachten. Kaum 5 Minuten später wartet das nächste Highlight auf uns: eine Hängebrücke (Abb. 3), auf der man die tief unter uns fließende Rofenache überquert. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte unbedingt die asphaltierte Straße verwenden, zu der wir nun bei den Rofenhöfen, die wir nach etwa 30–45 Minuten von unserem Ausgangspunkt erreichen, wieder stoßen.
Etwas unterhalb des Hotels Geierwallihof (ca. 2.030 m), in dem im Jahr 1940 Teile des bis heute bekannten Films „Die Geierwally“ gedreht wurden, zweigt bergwärts Richtung Norden unser weiterer Aufstiegsweg rechts ab. Durch steiniges Gelände geht es auf einem gut begehbaren Steig vorbei an Lawinenschutz-Einrichtungen nun teilweise recht steil den Kuhberg bergan. Etwas oberhalb bewegen wir uns dann mit großartigem Blick das Rofental taleinwärts (Abb. 4) über steile Bergwiesen in unzähligen Serpentinen zwischen dem laut rauschenden Rofenbach rechts von uns und einem kleineren, namenlosen Bach links von uns weiter bergan, wobei wir schnell an Höhe gewinnen. Nach der Querung (ca. 2.300 m) unterhalb der Materialseilbahn, die von den Rofenhöfen zur Breslauer Hütte führt, kommen wir immer wieder an den Rand des tiefen Grabens (Abb. 5), in dem der Rofenbach talwärts fließt. Nun stets entlang dieses Grabens – weiter mit Hilfe vieler Serpentinen – geht es stetig aufwärts. Je höher wir kommen, desto imposanter vor allem Richtung Süden die Aussicht, die von Dutzenden Gipfeln jenseits der 3000er-Marke und von Gletschern geprägt wird. Im nächsten, wieder etwas steinigen und steileren Aufwärtsstück liegt nordöstlich von uns das „Wilde Mannle“ (3.019 m), ein oft bestiegener 3000er, direkt vor uns. In einer großartigen Bergarena (Abb. 6) – mit Blick auf die zwischen anderen Gipfeln etwas versteckte Wildspitze – nähern wir uns dann dem Weg, der von der Stableinalm zur Breslauer Hütte führt. Bei einer Weggabelung (ca. 2.640 m) treffen wir schließlich nach einem kurzen Steilstück auf diesen, in den wir links einbiegen. Auf bestens begehbarem Steig geht es nun die letzten 200 Hm zuerst mit einer Hangquerung, danach mit Serpentinen und einem kurzen, aber sehr steilen Wegstück hinauf zu einer Linkskurve, nach der man knapp unterhalb der Breslauer Hütte (Abb. 7) steht. Kurz geradeaus Richtung Westen, anschließend Richtung Norden mit kleineren Serpentinen und wir haben nach ca. 3,0–3½ Stunden, in denen wir ca. 950 Hm aufgestiegen sind, unser Hüttenziel erreicht.
Von der Terrasse der Breslauer Hütte erwartet uns ein prachtvoller Blick, der vom benachbarten Wilden Mannle (Abb. 8) im Osten, dem Ramolkogel (3.550 m) im Südosten, über zahlreiche 3000er-Gipfel und Gletscher auf dem Alpenhauptkamm (Abb. 9) und die Kreuzspitze (3.457 m, Abb. 10) im Süden, die Fineilspitze (3.516 m, Abb. 11) im Südwesten und Österreichs dritthöchsten Berg, die schneebedeckte Weißkugel (3.739 m, Abb. 12), im Westen reicht – einfach wunderbar! Hinter uns im Norden befindet sich mit dem Urkundkolm (3.140 m) ein 3000er, der mit Trittsicherheit „relativ“ leicht in rund 60 Minuten zu besteigen ist. Er ist unter anderem dafür verantwortlich, dass die Wildspitze von hier nicht zu sehen ist.
Für die Rückkehr nach Vent geht es in etwa 20–25 Minuten zurück zur Einmündung unseres Aufstiegsweges von den Rofenhöfen. Wir halten uns links und steigen wenige Meter zu einer Brücke (ca. 2.610 m) über den Rofenbach ab. Unser nun breiter, ebener Weg mündet nach einem Viehgatter in eine breite Sandstraße, die wir aber nach ca. 10–15 Minuten rechts wieder verlassen. Zuvor genießen wir nochmals Richtung westen einen beeindruckenden Blick ins Rofental (Abb. 13). Erneut etwas steiler und steiniger, geht es auf breitem Weg hinab zur Stableinalm (2.356 m), die wir bereits nach 45–60 Minuten erreichen und wo sich neben einem Bergrestaurant auch die Bergstation des Sesselliftes von Vent befindet.
Entweder mit diesem oder zu Fuß geht es nun die rund 450 Hm hinunter zum Ausgangspunkt. Dabei geht es am Bergrestaurant vorbei kurz Richtung Westen und dann mit Serpentinen Richtung Süden steil hinab zu einer Skipiste. Auf dieser wandert man – nur mäßig absteigend – Richtung Osten mit Blick das Ventertal talauswärts zu den Stubaier Alpen (Abb. 14) bis zur Querung der Lifttrasse. Dort verlässt unser Steig wieder die Skipiste und führt Richtung Süden teilweise recht steil und vor allem steinig vorbei an Lawinenschutz-Einrichtungen und mit einer weiteren Querung der Lifttrasse in langgezogenen Serpentinen hinunter nach Vent (Abb. 15). Knapp oberhalb des Ortes stoßen wir auf einen Höhenweg, auf den wir links abbiegen. Dieser führt uns steil hinab auf eine Sandstraße, auf der wir (rechts) die letzten Höhenmeter absteigen. Bei der großen Brücke über die Venter Ache erreichen wir die Dorfstraße und dann talauswärts (links) unseren Ausgangspunkt. Für den gesamten Abstieg von der Breslauer Hütte bis zur Dorfkirche von Vent benötigt man ca. 1½–2,0 Stunden.
Geogr. Länge/Breite: 10°54'59''/46°51'44''
Rechtswert (UTM): 646090 m (Zone: 32 N)
Hochwert (UTM): 5191665 m (Zone: 32 N)