Teischnitzeben:
Unterhalb der Gletscher des Großglockners
Von Osttirol aus kann man sich über zwei Seitentäler dem mit 3.798 Metern höchsten Berg Österreichs, dem Großglockner, nähern. Die meisten fahren mit dem Auto von Kals über eine Mautstraße (Kalser Glocknerstraße) zum Lucknerhaus (1.918 m),wandern zuerst auf einer breiten Sandstraße zur Lucknerhütte (2.241 m) und dann auf einem breiten, sehr gut ausgebauten Steig hinauf zur Stüdlhütte (2.801 m), dem Ausgangspunkt der Glocknerbesteigungen von Osttiroler Seite aus. Dabei bewältigt man in etwa 2½–2¾ Stunden fast 900 Hm. Es gibt aber eine reizvolle Alternative, die jedoch wesentlich länger und auch anspruchsvoller ist. Etwa 2,0 Km nördlich von Kals liegt der kleine Ortsteil Taurer, der Ausgangspunkt für Wanderungen durch das landschaftlich großartige Teischnitztal zur Stüdlhütte ist. Für diesen Aufstieg, bei dem 1.300 Hm bewältigt werden müssen, benötigt man fast 4,0–4¼ Stunden. Unser nachfolgender Wandertipp führt aber nicht ganz hinauf zur Stüdlhütte, sondern biegt vorher ins Teischnitzeben (Abb. 1) ab und endet direkt unterhalb der Gletscherabbrüche des Teischnitzkees. Einsamkeit und großartige landschaftliche Impressionen sind bei dieser Wanderung – natürlich nur bei passendem Wetter – garantiert.
Etwa 250 m vor Burg-Taurer gibt es einen großen Parkplatz (1.505 m), man kann sich aber auch von Lienz/Huben im Iseltal bzw. von Kals mit dem öffentlichen Bus hierher chauffieren lassen. Entweder auf der hier vor der reizvollen Daberklamm endenden Straße oder auf einem Weg entlang des Waldes knapp oberhalb des Ortsteils von Kals geht es vorbei am berühmten Wanderhotel Taurerwirt (Abb. 2). Gleich hinter dem Hotel biegt – wenn man auf der Straße gekommen ist – rechts ein Weg ab, der uns Richtung Osten mit Blick zu den teilweise recht felsigen Gipfeln nördlich des Teischnitztals (Abb. 3) zum Waldrand bringt, wo man in den oberhalb des Ortsteils führenden Weg links einbiegt und in einem Bogen rechts steil in den Wald hinaufsteigt. Gegen Ende etwas weniger steil, biegen wir nach wenigen Minuten links in die Straße, die zur leider geschlossenen Moa Alm führt, ein. Vor der Brücke über den Teischnitzbach – unmittelbar danach gibt es übrigens auch einen kleinen Parkplatz – zweigt nach rund 200 m rechts die Forststraße ins Teischnitztal ab. Ortskundige können die sich immer wieder anbietenden, meist sehr steilen Abkürzungen verwenden, aber um vieles gemütlicher ist es auf alle Fälle, wenn man die sich in vielen Serpentinen aufwärts schlängelnde Forststraße zum weiteren Aufstieg benützt. Diese verläuft stets rechts oberhalb vom Bach im sehr steilen Waldgelände, das immer wieder von Lichtungen aufgelockert wird. Dabei wird man vom Tosen des Teischnitzbaches und von tollen Blicken zur gegenüberliegenden, grauschwarzen Bretterwand (Abb. 4) begleitet. Nach 1¼–1½ Stunden vom Ausgangspunkt betritt man bei einer Rechtskurve knapp unterhalb der 2.000-Meter-Marke die Außenzone des Nationalparks Hohe Tauern. Speziell bei den beiden folgenden Linkskurven genießt man einen schönen Blick (Abb. 5) zum westlich von uns liegenden Blauspitz (2.575 m), zum Hohen Tor (2.477 m) – einem Übergang von Kals nach Matrei – und zur Vorderen Kendlspitze (3.085 m). Nach 15 Minuten vom Betreten des größten österreichischen Nationalparks stehen wir auf einer Art Gelände-Zwischenstufe (2.100 m) und damit öffnet sich auch der Blick links die steilen Wiesenhänge (Abb. 6) hinauf zur Kreuzwandspitze (3.031 m) sowie vor uns zur Freiwandspitze (2.919 m).
Nicht mehr allzu steil ansteigend wandern wir jetzt im offenen Gelände auf der breiten Straße rechts oberhalb des tosenden Teischnitzbachs durch einen schluchtartigen Graben (Abb. 7). Nach 1¾–2,0 Stunden stehen wir dann am Eingang zum Oberen Teischnitztal (2.200 m), das den Namen Teischnitzeben trägt. Vor uns sind der schneebedeckte Großglockner und rechts davon die mächtige Glocknerwand (3.722 m) zu sehen: eine grandiose, unvergessliche Szenerie (Abb. 8) (Abb. 9). Hier biegt rechts der Herrensteig ab, der weiter zur Stüdlhütte führt, der von den meisten der wenigen, die hier aufsteigen, verwendet wird und der fast gänzlich bis zur Hütte einsehbar ist. Der Herrensteig ist – trotz einer gesicherten Stelle – im Großen und Ganzen unschwierig begehbar, ein Problem können nur die bis spät in den Sommer hinein vorhandenen Schneefelder sein, die im steilen Gelände gequert werden müssen. Daher ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig! Für den weiteren Aufstieg zur Stüdlhütte muss man etwa 1½–1¾ Stunden einplanen (Abstieg: ca. 1¼–1½ Stunden).
Wir bleiben auf der breiten Sandstraße und wandern nur wenig ansteigend in einem langgezogenen Linksbogen stets rechts vom Teischnitzbach taleinwärts. Je mehr wir uns den beiden, leider nicht bewirtschafteten Pifanghütten (2.250 m, Abb. 10) nähern, zu denen wir im letzten Teil mäßig steil aufsteigen, desto besser sieht man hier bereits die steilen Gletscherabbrüche unterhalb des Großglockners und des Teischnitzkees. Bei den Hütten endet jetzt die Straße und wir wandern ab nun zwischen dem Hohen Guldanoa (2.777 m) links und der Freiwandspitze rechts, unter der der Herrensteig zur Stüdlhütte führt, auf einem unmarkierten, aber stets gut erkennbaren Steig rechts entlang des Baches weiter taleinwärts (Abb. 11). Das weiterhin nur mäßig ansteigende Gelände wird zusehends schrofiger und immer wieder müssen kleinere Seitenbäche überquert werden. Auch werden die herumliegenden Felsblöcke immer größer, welche aber problemlos umgangen werden können. Bei einer solchen Felsbrockengruppe (Abb. 12) endet der Steig, man kann aber ohne Probleme weiter taleinwärts wandern. Etwa 45–60 Minuten von der Abzweigung des Herrensteigs – unweit weiterer großer Felsbrocken auf der gegenüberliegenden Bachseite und einer – taleinwärts gesehen – Rechtsbiegung des Teischnitzbachs – steht man dann unmittelbar unterhalb der hoch über uns befindlichen Gletscherabbrüche des Teischnitzkees (Abb. 13). Leider unübersehbar ist auch hier der permanente, klimawandelbedingte Rückzug der Gletscher. Trotzdem kann man sich immer noch an Dutzenden größeren und kleineren Wasserfällen erfreuen, die die steilen, für das Glocknergebiet typischen schwarzen Felshänge abwärts rauschen. Rechts von uns windet sich das sehr steile „Finstere Tal“ (Abb. 14) zur Stüdlhütte hinauf. Die Einzigartigkeit der gigantischen Berglandschaft, die man hier meist alleine erlebt, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Nach 2½–3,0 Stunden, in denen wir etwa 850 Hm aufgestiegen sind, haben wir nun unsere höchste Stelle (ca. 2.350 m) und Endpunkt unseres Aufstiegs erreicht.
Vielleicht sind die Eindrücke, die wir auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt, der auf über den Aufstiegsweg erfolgt, erleben werden, nicht mehr ganz so beeindruckend, aber großartig sind sie allemal. Mit schönem Blick talauswärts (Abb. 15) und zum Figerhorn (2.743 m) wandern wir vorbei an den beiden Pifanghütten (Abb. 16) und weiter auf dem breiten Sandweg links neben dem Teischnitzbach (Abb. 17) in etwa 35–45 Minuten zurück zur Abzweigung des Herrensteigs. Dann geht es durch die schluchtartige Verengung (Abb. 18) und über die vielen Serpentinen gegenüber der Bretterwand (Abb. 19), die sich unterhalb der Bretterspitze (2.868 m) und des Bretterbodens (2.343 m) befindet, in rund 60 Minuten abwärts zur Zufahrtsstraße zur Moa Alm. Nach dem kurzen Straßenstück biegen wir rechts auf den steilen Weg ab, der uns nach Burg-Taurer und zum Taurerwirt (Abb. 20) führt. Von hier ist es dann nicht mehr weit zum Ausgangspunkt, den wir von unserem höchsten Punkt in ca. 1¾–2,0 Stunden wieder erreichen.
Geogr. Länge/Breite: 12°38'18''/47°01'21''
Rechtswert (UTM): 320545 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5210385 m (Zone: 33 N)