Stahlhaus/Jenner:
Genusstour im Nationalpark Berchtesgaden
Manche Bergwanderer werden sich vielleicht fragen, warum wir den nachfolgenden Wandertipp, der fast ausschließlich auf deutschem Staatsgebiet befindet, dem österreichischen Bundesland Salzburg zuordnen. Dafür gibt es zwei triftige Gründe: Einerseits zählt das Berchtesgadener Land – mit den Highlights Watzmann und Königssee – zu den beliebtesten Wanderregionen der Salzburger, wie die vielen Autokennzeichen auf den zahlreichen Wanderparkplätzen beweisen. Andererseits liegt unser erstes Wanderziel, das Stahlhaus, das mit vollständigem Namen Carl-von-Stahl-Haus heißt, knapp hinter der Staatsgrenze am Torrener Joch bereits auf Salzburger Grund und Boden. Noch etwas ist anders auf dieser Genusstour, die nicht nur zum Stahlhaus, sondern auch auf den westlich davon liegenden Jenner, einen Aussichtsberg der Extraklasse, führt: Um Hm zu sparen, benützen wir kurz nach Beginn bzw. kurz vor dem Ende die modernisierte Jenner-Bahn. Trittsichere Bergwanderer, die vom Stahlhaus ein kurzes Stück auf den Schneibstein gehen, können übrigens Richtung Norden unser am Nordrand des Nationalparks Berchtesgaden gelegenes Wandergebiet (Abb. 1) wunderbar überblicken.
Der Ausgangspunkt dieser technisch einfachen und familienfreundlichen Wanderung ist der Parkplatz Hinterbrand (ca. 1.120 m), den man über ein komplexes Bergstraßensystem im Bereich des Obersalzberges erreicht. Wir wandern auf der zu Beginn des langgezogenen Parkplatzes links abzweigenden Forststraße im Wald ansteigend bis zur ersten Linkskurve, nützen hier eine rechts abzweigende kurze Abkürzung, um dann wieder rechts auf die Forststraße abzubiegen. Nun geht es einige Zeit fast eben Richtung Süden, wobei der steile Aufbau des Jenners (1.874 m) erstmals vor uns sichtbar wird. Jetzt geht es mit einem Linksbogen wieder einige Hm abwärts, bis wir zu einer Wegkreuzung kommen, bei der von rechts der zweite Weg, der vom hinteren Teil des Parkplatzes Hinterbrand hierherführt, auf die von uns benützte Forststraße trifft – diesen Weg werden wir bei der Rückkehr verwenden. Wir benutzen jetzt die linke, etwas steiler ansteigende Forststraße, die uns mit wenigen Schritten auf der Höhe von einem links abzweigenden Steig ins offene Gelände bringt. Wer sich die nicht ganz billige Bergfahrt mit der Jenner-Bahn sparen will, kann hier links abbiegen und auf einem teilweise steilen Steig bzw. weiter oben auf einem breiten Sandweg in ca. 1½–1¾ Stunden vorbei an der Mitterkaseralm rund 530 Hm aufsteigen, wo man dann wieder auf unseren nachfolgend beschriebenen Wanderweg trifft. Wir wandern mit einem ersten tollen Blick zum Watzmann-Massiv (Abb. 2) im offenen Gelände geradeaus und nicht allzu steil ansteigend zur Mittelstation der Jenner-Bahn (ca. 1.200 m) weiter, die wir nach rund 25–30 Minuten vom Ausgangspunkt erreichen.
Nach dem Kauf eines Tickets an der Kassa kann man sich gemütlich mit der Kabinenbahn zur Bergstation (1.802 m) hinauf schaukeln lassen. Sowohl im Bereich der Mittelstation als auch bei der Bergstation der Jenner-Bahn gibt es größere Gastwirtschaftsbetriebe. Oben angekommen, erwartet uns ein großartiges Panorama. Im Südwesten erblickt man das Steinerne Meer (Abb. 3) und im Norden den Untersberg. Viele benützen die Kabinenbahn nur, um dann in knapp 15 Minuten Richtung Westen auf einem breiten Weg zu einer Aussichtsplattform knapp unterhalb des Jenner-Gipfels aufzusteigen. Doch wir heben uns diesen Leckerbissen und die Gipfelbesteigung für das Ende unserer nun beginnenden Rundwanderung auf. Wir steigen links Richtung Osten – mit Blick zum Hohen Brett (2.338 m) und über große Teile des nächsten Wegteils (Abb. 4) – auf einem breiten Sandweg steil ab. Bei einer schon bald folgenden Abzweigung halten wir uns rechts Richtung Stahl- bzw. Schneibsteinhaus und steigen in einen Sattel (etwa 1.700 m) ab, den wir nach etwa 15 Minuten von der Bergstation erreichen. Hier trifft von links der Aufstiegsweg, der knapp vor der Mittelstation begonnen hat, auf unseren Weg. Links vorbei an kleineren Erhebungen geht es jetzt auf unserem breiten Sandweg entlang eines Bergkamms bis zu einer Linkskrümmung wieder aufwärts, anschließend aber erneut abwärts. Nach einer Rechtskurve kommen wir zu einer Weggabelung, bei der sich der Weg zum Stahlhaus und der zum Schneibsteinhaus trennen. Wir halten uns links und wandern leicht ansteigend auf einem gut begehbaren Steig oberhalb des Schneibsteinhauses mit einer erneuten Linkskrümmung, bis unser Weg wieder breiter wird und von rechts der direkte Weg vom Schneibsteinhaus zum Stahlhaus in unseren Weg mündet. Jetzt sind es nur noch wenige Meter zum Torrener Sattel und zum gern besuchten Stahlhaus (1.733 m), das eine sich unmittelbar nach der deutsch-österreichischen Staatsgrenze befindende österreichische Alpenvereinshütte (Abb. 5) ist. Für den Weg von der Bergstation der Jenner-Bahn hierher benötigt man etwa 40–45 Minuten. Das schöne Haus ist nach einem österreichischen Industriellen benannt, der nach Amerika ausgewandert ist und die Anfang der Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts gebaute Hütte finanzierte.
Richtung Osten öffnet sich vom Stahlhaus ein schöner Blick abwärts ins Bluntautal (Abb. 6), durch das man über 1.200 Hm nach Golling ins Salzachtal absteigen kann. Darüber ragen die felsigen Berge des Tennengebirges. Trittsicherheit benötigt man auf alle Fälle, wenn man entlang der Staatsgrenze vom Stahlhaus entweder Richtung Süden zum Schneibstein (2.276 m, Schwierigkeit: rot, Abb. 7) oder Richtung Norden zum Hohen Brett (Schwierigkeit: schwarz, Abb. 8) aufsteigen will. Auch der Abstecher zum oberhalb des Stahlhauses gut sichtbaren Gipfelkreuz des Pfaffenkegels (1.837 m, Abb. 9) führt über felsige Passagen.
Wir aber wandern mit Blick zum mächtigen Watzmann Richtung Westen kurz auf dem Hinweg retour, biegen bei der gleich folgenden Weggabelung links ab und steigen in wenigen Minuten auf einem breiten Sandweg steil zum ebenfalls bewirtschafteten Schneibsteinhaus (1.668 m, Abb. 10) ab. Auf dem weiter talwärts führenden Weg geht es abwärts zur ersten – im Sommer ebenso bewirtschafteten – Hütte der Königsbergalm und von dieser weiter zu einer Weggabelung, die wir vom Stahlhaus nach etwa 25–30 Minuten erreichen. Wir biegen rechts ab, blicken die steilen Südhänge des Jenners (Abb. 11) hinauf, die wir jetzt besteigen werden, und queren nach wenigen Schritten am niedrigsten Punkt (ca. 1.535 m) unserer Rundwanderung einen Bach. Kurz noch auf breitem Weg, zweigen wir rechts Richtung Norden auf einen Wiesenpfad ab, der schon bald in einen gut begehbaren Steig übergeht. Meist im offenen Gelände windet sich dieser in ca. 55–60 Minuten zuerst mit größeren und weiter oben mit kleineren Serpentinen und etwas steiniger – immer wieder vorbei an Felsen, aber stets gut begehbar und niemals allzu steil – zur Bergstation der Jenner-Bahn (Abb. 12) aufwärts. Je höher wir kommen, desto schöner wird der Blick Richtung Süden zum Gebirgszug des Hagengebirges mit dem Schneibstein ganz links und dem Kahlersberg (2.350 m, Abb. 13).
Dort angekommen, ist es vor allem an sonnigen Wochenendtagen mit der Ruhe vorbei. Wir halten uns links und steigen Richtung Westen auf einem breiten, gestuften Sandweg (Abb. 14) gemeinsam mit Massen an Bergtouristen zum Jenner-Gipfel auf. Nach einer kürzeren Flachpassage links unterhalb des steinigen Gipfelplateaus erreichen wir nach etwa 15 Minuten von der Bergstation eine Aussichtsplattform mit einem ersten schönen Blick tief hinab zum fjordartigen Königssee und zum Watzmann, der uns gegenüber thront. Um eine noch schönere Aussicht zu genießen, steigen wir Richtung Osten auf einer steilen, mit Drahtseil gesicherten Stufenanlage (Abb. 15) die letzten Hm hinauf zum Gipfelkreuz (Abb. 16), das sich auf felsigem Boden befindet. Hier kann es an sonnigen Wochenendtagen richtig eng werden! Also Vorsicht! Der Blick Richtung Aussichtsplattform, Königssee und Watzmann (Abb. 17) ist aber wirklich einzigartig. Wer will, kann mit wenigen Schritten weiter Richtung Osten mit Blick zum Hohen Brett über den Felskamm (Trittsicherheit notwendig!) zum etwas niedrigeren Ostgipfel wandern und dort dann direkt über einen steinigen Steig zur Bergstation absteigen. Richtung Norden erblickt man hinter Berchtesgaden den Untersberg (Abb. 18).
Wir aber steigen – ebenfalls mit Blick zum Hohen Brett (Abb. 19) – wieder zur Aussichtsplattform und von dieser in etwas über 10 Minuten zur Bergstation der Jenner-Bahn ab und benützen dann die Kabinenbahn bis zur Mittelstation. Von dieser geht es auf dem Aufstiegsweg im offenen Gelände zurück zu den beiden Wegkreuzungen. Bei der zweiten links abbiegend, verwenden wir den durch Waldgebiet führenden, unteren Weg retour zum Ausgangspunkt, wobei noch eine kleinere Gegensteigung auf uns wartet. Nach dieser geht es einige Zeit flach weiter, bevor wir kurz und etwas steiler zum hinteren Ende des Parkplatzes Hinterbrand absteigen, den wir nach 20–25 Minuten von der Mittelstation der Jenner-Bahn erreichen und von dem man den im Nordosten benachbarten Kehlstein (1.834 m, Abb. 20) sieht.
Geogr. Länge/Breite: 13°01‘15‘‘/47°35‘41‘‘
Rechtswert (UTM): 351230 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5273165 m (Zone: 33 N)