Rax/Predigtstuhl:
Großartiges Wandererlebnis auf dem Waxriegelsteig
Hoch über dem Siebenbrunnenkessel thront im Südosten der Rax mit dem Predigtstuhl (1.902 m, Abb. 1) das Gipfelziel unseres nachfolgenden Wandertipps. Zu diesem kann man von unserem Ausgangspunkt auf dem Preiner Gscheid (1.070 m) – schnell und einfach – über den vor allem an sonnigen Wochenendtagen oft von Massen begangenen Schlangenweg oder neben einer ganzen Reihe von Klettersteigen über den Waxriegelsteig – etwas anstrengender und anspruchsvoller, aber technisch unschwierig – aufsteigen, was ein großartiges Wandererlebnis verspricht. Für die Rückkehr zum Ausgangspunkt verwenden wir dann aber doch den Schlangenweg, da der Abstieg über den Waxriegelsteig – vor allem bei nassen Bodenverhältnissen – um einiges mühevoller ist. Meist bewegen wir uns beim Aufstieg entlang der niederösterreichisch-steirischen Landesgrenze, da aber der Gipfel des Predigtstuhls und unsere Abstiegsroute über den Schlangenweg in der Steiermark liegen, ordnen wir diesen Wandertipp der „Grünen Mark“ zu.
Vom Preiner Gscheid (1.070 m), wo es mit der Edelweißhütte bereits die erste Einkehrmöglichkeit gibt, wandern wir Richtung Nordwesten auf einer breiten, ehemaligen Skipiste – immer wieder steil – aufwärts. Wir empfehlen dabei – speziell bei starker Sonneneinstrahlung – am Vormittag den ganz rechts liegenden Pfad zu verwenden, auch weil dieser erdig und nicht schottrig ist. Immer wieder wird unser Aufstiegsweg von der Forststraße zum Siebenbrunnenkessel und zum Waxriegelhaus gequert, die man – um vieles bequemer, aber wesentlich länger – alternativ verwenden könnte. Gleich zu Beginn unserer Tour biegen links zwei Steige ab, die zum GH Moassa und von diesem zum Altenbergsteig bzw. zur nicht bewirtschafteten Reißtalerhütte und zum Reißtalersteig führen.
Bei der insgesamt vierten Querung der Forststraße besteht die Möglichkeit rechts auf die Forststraße abzubiegen und in der bald schon folgenden Serpentine diese rechts zu verlassen, kurz in einen Graben, in dem sich die Helenenquelle befindet, abzusteigen. Bei dieser beginnt ein Steig, auf dem man direkt zum Waxriegelhaus steil aufsteigen kann.
Um vieles weniger anstrengend ist es aber auf der viel begangenen ehemaligen Skipiste zu bleiben. Kurz nachdem wir schon um ein größeres Wegstück weiter oben neben der Gflötzhütte ein Viehgatter passiert haben, erreichen wir nach etwa 35–40 Minuten vom Ausgangspunkt – am Schluss nur mehr mäßig steil ansteigend – das untere Ende des Siebenbrunnenkessels, von dem man über den breiten Schlangenweg fast gemütlich mit einigen Serpentinen zum Karl-Ludwig-Haus (1.804 m) und weiter über einen steileren Wiesenpfad zur Heukuppe (2.007 m) – der höchsten Stelle auf dem Rax-Massiv – marschieren kann. Wir aber biegen rechts ab, wandern kurz auf der Forststraße leicht abwärts und dann – links auf einen breiten Steig abbiegend – mit wenigen Schritten hinauf zum Waxriegelhaus (1.361 m, Abb. 2), der zweiten Einkehrmöglichkeit auf unserer Wanderung, die wir vom Siebenbrunnenkessel nach etwa 5 Minuten erreichen.
Links von der Hütte beginnt mit dem Waxriegelsteig der sicherlich anspruchsvollste Teil dieses Wandertipps. Er ist zwar nicht allzu schwierig, aber man benötigt Trittsicherheit und an einigen Stellen auf dem Kamm auch Schwindelfreiheit. Wenn man es einfacher haben möchte, kann man nach wenigen Schritten nach dem Waxriegelhaus bei einer Wegteilung links abbiegen und mit einer leicht ansteigenden Waldhang-Querung mit einigen einfachen Steinpassagen in etwa 15–20 Minuten zum Schlangenweg ausweichen. Wir aber bleiben auf dem steil und steinig im Wald aufsteigenden Waxriegelsteig und stehen nach etwa 10 Minuten von der Waxriegelhütte vor einem etwa 5 m hohen Aussichtsfelsen (Abb. 3), den man mittels einer Leiter besteigen kann, im oberen Teil ist der Felsen mit einer Kette gesichert. Da wir in weiterer Folge unserer Wanderung noch an schöneren Aussichtsplätzen vorbeikommen werden, setzen wir unsere Tour auf dem nun durch Latschengebiet und oft über Felsboden führenden Steig weiter fort. An einigen Stellen ist die Zuhilfenahme der Hände ratsam. Nach etwa 30–35 Minuten von der Waxriegelhütte erreichen wir bei einer ersten Erhebung (ca. 1.550 m) den Kamm und genießen nun von hier den schönen Blick Richtung Süden (Abb. 4). Nun geht es am Kamm in ca. 20 Minuten Richtung Norden (Abb. 5) weiter steinig und auch immer wieder etwas felsiger (Abb. 6) zur zweiten Erhebung auf dem Kamm (ca. 1.670 m). Dann folgt der gemütlichste Teil des Waxriegelsteiges: Es geht zwar weiter stetig bergan, es sind nun aber kaum felsige Stellen zu überwinden. Das größte Problem kann bei diesem Wegteil, bei dem wir unseren Gipfel vor uns, die mächtige Preinerwand rechts Richtung Osten (Abb. 7) und den Siebenbrunnenkessel mit dem Karl-Ludwig-Haus (1.804 m) und der Heukuppe, dem mit 2.007 m höchsten Punkt des Rax-Massivs, darüber links Richtung Westen (Abb. 8) sehen, der starke Wind sein, der hier oft herrscht. Auf Grund eines Hangrutsches musste ein Teil des Waxriegelsteiges etwas verlegt werden, was bedeutet, dass wir am oberen Ende des Kamms auf der beschilderten „Umleitung“ kurz steil und steinig bergauf steigen müssen, bevor sich der Steig nach rechts wendet und fast eben als schmaler, etwas abschüssiger Pfad einen Hang quert. Dabei erblicken wir über das nun vorherrschende große Wiesengelände nordöstlich von uns den Trinksteinsattel mit der nicht bewirtschafteten Hans-Nemecek-Hütte der Bergrettung (1.858 m, Abb. 9). Vor dem Durchschreiten eines schmalen Wiesengrabens muss man sich entscheiden, ob man noch etwa 5 Minuten auf dem markierten Waxriegelsteig bleibt und dann bei einer Wegkreuzung links abbiegt oder ob man gleich auf deutlich erkennbaren Steigspuren steil durch den Graben zu einer weiteren, schon sichtbaren Weggabelung (ca. 1.820 m) aufsteigt, bei der von rechts der Steig kommt, auf dem wir bei Wahl der ersten Variante mit etwas größerem Zeitaufwand hierher gekommen wären.
Bei dieser Weggabelung biegt scharf links mit dem Bismarcksteig ein gesicherter Klettersteig ab, auf dem man ohne größeren Anstieg zum Karl-Ludwig-Haus wandern kann. Dafür benötigt man allerdings unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit! Wir aber bewältigen halb links Richtung Südwesten mit Serpentinen den steilen Wiesenhang (Abb. 10), verlassen weiter oben links unseren markierten Steig und erreichen so einen mit einem Steinhaufen markierten Gipfel des Predigtstuhls (Abb. 11), der aber nicht die höchste Stelle darstellt, die sich knapp rechts von unserem zuletzt benützten Steig befindet. Für den gesamten Aufstieg über den Waxriegelsteig, bei dem man knapp 850 Hm bewältigen muss, benötigt man etwa 2½–2¾ Stunden. Von hier und wenn man vorsichtig entlang der steilen Abbruchkante wandert, genießt man aber einen schönen Blick Richtung Südosten steil hinab in den Siebenbrunnenkessel (Abb. 12). Richtung Nordwesten (Abb. 13) sieht man hinter der höchsten Stelle des Predigtstuhls neben dem Gippel (1.669 m) und dem Göller (1.766 m) auch den Ötscher (1.893 m) und – etwas verdeckt – die nahe Schneealpe (1.903 m). Richtung Osten kann man nochmals sehr schön den Kammverlauf des Waxriegelsteiges (Abb. 14) bewundern, den wir beim Aufstieg gemeistert haben. Besonders beeindruckend ist auch der Blick Richtung Nordosten (Abb. 15) über das nordöstliche Raxplateau mit dem Dreimarkstein (1.948 m) und der Scheibwaldhöhe (1.943 m) sowie dem Schneeberg (2.076 m) dahinter.
Für die Rückkehr zum Ausgangspunkt wandern wir mit Blick zur Heukuppe (Abb. 16) und dem Karl-Ludwig-Haus weiter Richtung Südwesten steiler auf breitem, steinigem Weg in ca. 15 Minuten abwärts zum Törl (ca. 1.775 m). Hier kann man geradeaus mit wenigen Schritten zum schon länger sichtbaren Karl-Ludwig-Haus (Abb. 17) knapp 30 Hm aufsteigen und dann direkt mit einigen kurzen Serpentinen zum Schlangenweg absteigen. Wer das nicht möchte, geht beim Törl links durch das Felsentor und dann auf breitem, steinigem Steig entlang eines felsdurchsetzten Hanges zu der Wegkreuzung, wo der Weg vom Karl-Ludwig-Haus von rechts kommend in den Schlangenweg mündet, auf dem wir nun mit langgezogenen Serpentinen unterhalb des Felsaufbaus des Predigtstuhls (Abb. 18) über den Siebenbrunnenkessel zur Siebenbrunnenwiese absteigen. Nur trittsichere Bergwanderer sollten die sich anbietenden Abkürzungen benützen. Der Schlangenweg selbst ist sehr breit, nicht allzu steil, immer wieder schottrig und nur an einer Stelle noch in der oberen Hälfte kurz etwas felsig. In einer Rechtskurve mit einer Rastbank, von der man nochmals einen schönen Blick Richtung Osten und hinab zur Siebenbrunnenwiese (Abb. 19) genießt, hat man etwa die Hälfte des Schlangenweges geschafft. Im unteren Teil gibt es keinerlei Schwierigkeiten mehr zu meistern. Je nach Tempo kann man bereits nach 45–60 Minuten vom Predigtstuhl das obere Ende der Siebenbrunnenwiese erreichen, über die es in weiterer Folge in etwa 10 Minuten gemütlich zur Querung der Sandstraße zur links liegenden Waxriegelhütte abwärts geht.
Auf der ehemaligen Skipiste, auf der wir zu Beginn der Wanderung bereits aufgestiegen sind, geht es wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt, den wir vom Predigtstuhl in längstens 1½–1¾ Stunden erreichen. Hier kann man dann noch in der gastlichen Edelweißhütte (Abb. 20) einkehren.
Geogr. Länge/Breite: 15°43‘21‘‘/47°40‘33‘‘
Rechtswert (UTM): 554255 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5280530 m (Zone: 33 N)