Hohe Veitsch von Norden:
Ein teuflisch steiler Aufstieg
Für viele Wanderfreunde ist die Hohe Veitsch (Abb. 1) – vor allem an deren Nordseite – noch ein Geheimtipp unter den steirischen Kalkgipfeln: rundherum steile, zum Teil felsige Abstürze und oben fast ebene Almböden wie auf einem Flachdach. Um daher auf den mit 1.980 Metern höchsten Gipfel der Mürzsteger Alpen zu gelangen, führen aus allen Himmelsrichtungen zum Teil sehr steile, meist steinige und immer wieder auch felsdurchsetzte Wandersteige hinauf auf das großflächige, mit Gras bewachsene Plateau, das sich knapp unterhalb des Gipfels von West nach Ost nur sanft abfallend ausbreitet. Das gilt natürlich auch für die Wege und Steige, die von Norden kommend auf die Hohe Veitsch führen, wobei man auf dieser Seite des Berges meist viel weniger Wanderfreunde trifft als auf der Südseite. Vom Ausgangspunkt des nachfolgend beschriebenen Wandertipps benützt man zum Aufstieg den sehr steilen Teufelssteig und abwärts geht es oberhalb des romantischen Bärentals zurück zum Niederalpl Pass. Nur zur Beruhigung: Bären hat man hier schon lange nicht mehr gesehen!
Ausgangspunkt der Tour ist der Parkplatz am Niederalpl Pass (1.221 m), der den Ort Mürzsteg an der Bundesstraße B23 (Mürzzuschlag (S6) – Lahnsattel) mit der B 20 (Bruck a. d. Mur – Mariazell – St. Pölten) verbindet und wo sich auch das GH Plodererhof (Abb. 2) befindet. Wir wählen nicht den direkten Aufstieg auf die Hohe Veitsch – dieser dient uns später zum Abstieg –, sondern die unmittelbar rechts daneben beginnende und markierte Forststraße (Weg Nr. 406A). Den einzigen Wermutstropfen dieser Wanderung erlebt man wenigstens gleich zu Beginn, denn nun geht es, einmal nur kurz unterbrochen, längere Zeit eben auf der Forststraße in Richtung Süden zum Nikolokreuz und zur Rotsohlalm, zuerst im großen Bogen um den Sohlenkogel und danach um den Kleinen und Großen Wildkamm. Das einzige Highlight, wenn man ins Bärental einbiegt: Man erblickt erstmals die mächtige Hohe Veitsch (Abb. 3) mit der felsigen Bärentaler Wand. Auf diesem Wegstück gibt es auch kürzere Gegensteigungen zu meistern. Eine solche gibt es dann auch kurz bevor man nach insgesamt über 2,0 Stunden zum Nikolokreuz und zur Rotsohlalm (1.420 m) kommt.
Hier wechselt man in Richtung Osten auf den Teufelssteig (Weg Nr. 401). Zuerst geht es noch harmlos etwa 30 Minuten und 140 Hm (Höhenmeter) durch den Wald und vorbei an einigen kleineren Felsen des Rabensteins zur Hochwiese. Nun aber steht man direkt vor dem Kernstück des Teufelssteigs (Abb. 4), einer Steigung von fast 300 Hm, die es wahrlich in sich hat! Speziell bei starker Sonneneinstrahlung sollten sich nur wirklich Konditionsstarke an diesen steilen, teilweise steinigen Aufstieg wagen. Je höher man steigt, desto großartiger wird Richtung Westen der Blick zum Hochschwabmassiv (Abb. 5)! Nach etwa 45 Minuten, in denen man sich im oberen Bereich des Teufelssteigs immer mehr den Felsen nähert (Abb. 6), steht man dann plötzlich auf der Hochfläche der Veitsch und benötigt von dort etwa 5 Minuten zum Graf-Meran-Haus (Abb. 7). Wer keine Labung braucht, kann neben den steilen Abstürzen der Bärentaler Wand die noch rund 150 Hm zum Gipfel in Angriff nehmen, den man nach rund 15–20 Minuten erreicht. Erst kurz vor dem Ziel sieht man erstmals das mächtige Kreuz am höchsten Punkt der Hohen Veitsch (Abb. 8). Von hier hat man nicht nur einen tollen Rundblick auf die Bergwelt im Osten der Alpen, sondern auch auf die in östlicher Richtung gelegenen, riesigen Alm-Landschaften (Abb. 9). Für den gesamten Aufstieg vom Niederalpl Pass über die Rotsohlalm und den Teufelssteig zum Gipfelkreuz der Hohen Veitsch, bei dem man mit den Gegensteigungen rund 800 Hm bewältigt, benötigt man rund 3½–4,0 Stunden.
Beim Abstieg bleibt man auf dem Weg, der über Wiesenhänge entlang der steilen Felsabstürze führt und steigt kontinuierlich Richtung Niederalpl – mit wundervollem Blick zum Großen Wildkamm (Abb. 10) – ab. Nach etwa 30 Minuten kommt man zu einer Weggabelung und entscheidet sich dort nicht für den Rodelweg, denn dieser führt sehr steil ins Dorf Niederalpl. Wir müssen zum Pass und gehen vorsichtig durch den steilen Graben, der zwischen Veitsch und Wildkamm liegt. Vorbei am Grinatzsattel steigen wir auf der Südseite des Großen Wildkamms ins Bärental ab, wobei wir dieses durch eine Felsen-Pforte betreten (Abb. 11). Im weiteren Verlauf unseres zwar teilweise steilen, aber stets gut begehbaren Abstiegsweges kann man Richtung Südosten nochmals zur Gipfelregion der Hohen Veitsch (Abb. 12) und Richtung Norden zum felsigen Wildkamm (Abb. 13) blicken. Nachdem wir eine Quelle passiert haben, wird der Steig wesentlich flacher und nach insgesamt 2,0 Stunden Abstiegszeit erreichen wir die leider nicht mehr bewirtschaftete Sohlenalm (Abb. 14), von der man einen letzten schönen Blick Richtung Westen zum Hochschwabmassiv genießen kann (Abb. 15). Nochmals wartet eine kurze Gegensteigung und dann geht es in etwa 30 Minuten auf der Nordseite des Sohlenkogels – auf einem bei nassen Bodenverhältnissen oft recht rutschigen Weg – wieder hinunter zum Ausgangspunkt dieser langen und anspruchsvollen Wanderung, die aber viele landschaftliche Höhepunkte bietet.
Geogr. Länge/Breite: 15°22‘43‘‘/47°40‘47‘‘
Rechtswert (UTM): 528420 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 528420 m (Zone: 33 N)