Bad Kissinger Hütte:
Toplage auf dem Aggenstein
Knapp 200 Hm unterhalb des Gipfels des weithin sichtbaren Aggensteins (1.985 m, Abb. 1), eines Bergs im Norden des Tannheimer Tals, steht an der deutsch-österreichischen Staatsgrenze die Bad Kissinger Hütte (1.788 m), die früher den Namen Pfrontner Hütte trug. Atemberaubend der Ausblick: im Norden hinter letzten, niedrigeren Bergen das endlos weit wirkende, flache bayerische Alpenvorland und im Süden hunderte Gipfel der grandiosen Bergwelt im Westen Nordtirols! Aber diesen Blick gibt es nicht umsonst, denn der direkte Aufstiegsweg von Grän-Lumberg im Tannheimer Tal, wo sich auch unser Ausgangspunkt auf dem gebührenpflichtigen Hüttenparkplatz (1.160 m) der Bad Kissinger Hütte befindet, ist teilweise recht steil und steinig! Die von uns gewählte Aufstiegsvariante über die Sebenalpe ist zwar nicht ganz so steil, dafür aber länger. Zum Abstieg werden wir später den Direktweg nützen.
Vom Hüttenparkplatz, von dem man Richtung Norden unser Tourenziel rechts unterhalb des gut sichtbaren Gipfels des Aggensteins bereits gut erkennen kann (Abb. 2), führt ein Weg kurz Richtung Osten aufwärts zu einem breiten Querweg, in den wir links einbiegen und den wir nach wenigen Metern wieder verlassen, um rechts auf einen Forstweg abzubiegen. Rechts vorbei an einer kleinen, bewaldeten Erhebung (1.210 m) zweigt nach ungefähr 10–15 Minuten zuerst eine Forststraße und sofort danach ein Steig rechts von der soeben begangenen Forststraße ab. Bei der gleich folgenden Querung muss man sich entscheiden, ob man geradeaus den steilen, ziemlich steinigen, aber kürzeren Steig bis zu einer Weggabelung (ca. 1.340 m) verwendet oder links auf die Forststraße abbiegt und auf dieser in einem langgezogenen Rechtsbogen zu dieser Weggabelung aufsteigt, die man je nach Wegvariante nach ca. 30–35 Minuten vom Ausgangspunkt erreicht.
Da wir bei unserem weiteren Aufstieg nicht den Direktweg zur Bad Kissinger Hütte, sondern die Route über die Sebenalpe verwenden wollen, setzen wir bei der Weggabelung unsere Tour noch kurz auf der Forststraße bis nach einer Serpentine fort – bei Benützung des steilen und steinigen Steiges biegen wir rechts in die Forststraße ein. Wir verlassen diese rechts Richtung Osten und steigen nun steil auf einem gut begehbaren Steig im Waldgelände aufwärts. Links von uns sind dabei auf Lichtungen die Hänge des Aggensteins und auch die Bad Kissinger Hütte eindrucksvoll zu sehen (Abb. 3). Nachdem wir die nach der Weggabelung von uns verlassene Forststraße nochmals gequert haben, wird unser Steig flacher – hie und da gibt es ein leichtes Auf und Ab – und führt links vorbei an den hoch über uns ragenden Felswänden des Seichenkopfs (1.864 m, Abb. 4). Links zu Beginn noch tief unter uns ist das Rauschen des Seebachs immer deutlicher zu vernehmen. Ungefähr 40–45 Minuten, nachdem wir vom direkten Hüttenweg abgezweigt sind, queren wir den Seebach über ein breites Brett (Abb. 5) und setzen unsere Wanderung links parallel zu diesem fort. Einige Minuten wird es – speziell bei nassen Bodenverhältnissen – über die vielen Baumwurzeln ein bisschen mühsamer, dann erreichen wir nach einem etwas steileren Anstieg das untere Ende vom Almgelände (Abb. 6). Auf einem rechts abbiegenden Wiesenpfad kann man direkt zur südlich von uns liegenden Sebenalpe wandern. Wir bleiben auf dem markierten Steig und erreichen nach etwa 1½–1¾ Stunden vom Ausgangspunkt den querenden Gräner Höhenweg (1.620 m), der auch als GeoPanoramaweg bezeichnet wird. Rechts ginge es mit wenigen Schritten aufwärts zur leider nicht bewirtschafteten Sebenalpe (1.657 m), wir aber zweigen links Richtung Nordwesten ab.
Bald schon verstehen wir, warum dieser nicht allzu steile, gut begehbare Steig als Panoramaweg bezeichnet wird: Immer wieder gibt es tolle Ausblicke Richtung Südwesten ins Tannheimer Tal und zu den Allgäuer Alpen (Abb. 7). Nach Querung einer größeren Wiese, bei der vor uns nach längerer Zeit wieder unser Tourenziel (Abb. 8) sichtbar wird, wird es an zwei felsigeren Stellen – jeweils auch mit sehr kurzen, aber „knackigen“ Gegensteigungen – etwas mühsamer, speziell bei nassen Bodenverhältnissen ist Trittsicherheit nötig. Nach Bewältigung der zweiten Stelle wandern wir – den steilen Hang querend – Richtung Westen hinauf zum Sattel „Böser Tritt“ (1.730 m), den wir von der Abzweigung nahe der Sebenalpe nach ca. 45–50 Minuten erreichen und der auf dem deutsch-österreichischen Grenzkamm liegt. Hier mündet auch der steile Steig, der vom ostallgäuischen Pfronten aufsteigt, in unseren Weg. Vor uns Richtung Norden ist erstmals die Weite des bayerischen Alpenvorlandes zu erblicken (Abb. 9). Nun geht es kurze Zeit weiter Richtung Westen auf dem schmalen, steilen Grenzkamm (Abb. 10) bis zu der Weggabelung, wo der direkte Aufstiegsweg vom Tannheimer Tal links abzweigt, den wir zum Abstieg verwenden werden. Geradeaus weiter erklimmen wir auf unserem gut begehbaren Steig mit ein paar künstlichen Stufen die letzten Hm, bevor wir nach ca. 2½–2¾ Stunden vom Ausgangspunkt vor der stattlichen Bad Kissinger Hütte (Abb. 11) stehen, die sich auf österreichischem Staatsgebiet befindet.
Konditionsstarke Bergwanderer, die trittsicher und schwindelfrei sind, können jetzt noch Richtung Nordwesten in etwa 30–45 Minuten beim Aufstieg (Abstieg: etwa 25–30 Minuten) den Gipfel des Aggensteins (Abb. 12) besteigen, wobei der Weg dorthin sehr steil und im letzten felsigen Teil seilgesichert ist. Dazu kommt, dass es gerade im Klettersteigteil bei schönem Wanderwetter recht eng werden kann. Wer sich das nicht mehr antun will, sollte nach Einkehr in der gastlichen Schutzhütte den kleinen Hügel mit der deutschen Alpenvereinsfahne (Abb. 13) östlich von dieser besteigen und den grandiosen Ausblick genießen. Damit befindet man sich direkt an der Staatsgrenze und ist auch etwas entfernt vom oft ruhelosen Treiben rund um die Bad Kissinger Hütte (Abb. 14). Der wunderbare Blick zu den Bergen im Süden (Abb. 15) (Abb. 16) reicht vom benachbarten Brentenjoch (2.000 m) im Osten über die beeindruckenden und felsigen Tannheimer Berge mit der Köllenspitze (2.238 m), den Verlauf des vorher begangenen Gräner Höhenwegs, die Lechtaler und Allgäuer Alpen bis zum im Südwesten benachbarten Einstein (1.866 m). Tief unter uns blickt man genau im Süden zum Ausgangspunkt und zum Tannheimer Tal. Im Norden (Abb. 17) blickt man wieder ins Alpenvorland, wobei im Nordosten der große Forggensee bei Füssen gut zu sehen ist.
Die Entscheidung, ob man noch zum Gipfel des Aggensteins wandert, sollte man auch mit Gedanken an den doch sehr anstrengenden Abstieg zurück zum Ausgangspunkt treffen. Zuerst geht es auf dem Aufstiegsweg in etwa 5 Minuten zur letzten Abzweigung. Hier biegen wir nun rechts ab und es wird bald schon steil und steinig. Man sollte sich in diesem Bereich mehr auf den Steig, der sich mit vielen kleinen Serpentinen abwärts windet, und weniger auf die Aussicht zum Seichenkogel (Abb. 18) konzentrieren. Nach etwa 25–30 Minuten von der Bad Kissinger Hütte wird es etwas bequemer, die Serpentinen werden weitläufiger. Der Weg wird teilweise richtig breit. Doch zu früh gefreut: Bevor man erstmals einen Bach quert, wird es erneut schmäler und steiler. Nach einer kurzen Gegensteigung wandern wir weiterhin steil und über Baumwurzeln abwärts zum Seebach (Abb. 19), den wir nach insgesamt 1¼–1½ Stunden von der Hütte erreichen und der ebenfalls von uns gequert wird. Nun wird es eine Zeit lang flacher und wir kommen zu jener Weggabelung, bei der wir beim Aufstieg vom Direktweg zur Sebenalpe abgezweigt sind.
Zu Beginn entweder auf dem steilen, steinigen Steig oder – fast besser – auf der Forststraße und am Schluss wieder auf dem Aufstiegsweg geht es nun zurück zum Ausgangspunkt, den wir von der Bad Kissinger Hütte nach 1¾–2,0 Stunden erreichen und von dem wir nochmals die schöne Aussicht Richtung Südwesten zu den imposanten Allgäuer Alpen (Abb. 20) genießen.
Geogr. Länge/Breite: 10°33'18''/47°30'56''
Rechtswert (UTM): 617070 m (Zone: 32 N)
Hochwert (UTM): 5263655 m (Zone: 32 N)