Göller von Nordwesten/Gscheid:
Eine lohnenswerte Alternative
Der 1.766 Meter hohe Göller (Abb. 1) gehört weder zu den spektakulärsten noch zu den höchsten Gipfeln der Wiener Hausberge. Im Gegensatz zu Schneeberg, Rax, Schneealpe und Ötscher, die an sonnigen Wochenenden meist von Menschenmassen gestürmt werden, ist der Göller unter Bergwanderern aus Wien, Niederösterreich und der Steiermark noch so etwas wie ein Geheimtipp. Doch Auf- und Abstieg, egal, welchen der wenigen markierten Steige man auswählt, versprechen eine durchaus anstrengende, teilweise anspruchsvolle und an heißen Tagen schweißtreibende Bergtour.
Von der Nordseite, also der niederösterreichischen Seite dieses Grenzberges zur Steiermark, führen zwei Touren auf den Göller. Etwas kürzer ist dabei mit nur 800 Hm der Weg vom Gscheid (960 m), der aber speziell im Gipfelbereich sehr steil ist. Trotzdem bildet diese Tour eine vernünftige und lohnenswerte Alternative zur längeren Wanderung, die im Nordosten in Kernhof startet. Bei dieser sind über 1.100 Hm zu überwinden sind, darüber hinaus sind speziell an windigen Tagen auf dem schmalen Kamm zwischen dem Hauptgipfel des Göllers und dem Kleinen Göller oberhalb der sehr steilen Karlgrube unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig. Wer will, kann die beiden Varianten auch verbinden, leider gibt es aber zwischen Gscheid und Kernhof keine öffentliche Bus-Verbindung mehr. Schade!
Nachfolgend beschreiben wir die Wanderung, die vom Gscheid über den Gsenger (1.442 m) auf den Göller führt. Nachteil dieser Variante: Es gibt auf dem Weg keine Einkehrmöglichkeiten! Direkt gegenüber der Marienkapelle (Abb. 2), die auf einer kleinen Erhebung neben der Bundesstraße B 21 steht, befinden sich ein kleiner Parkplatz und der Einstieg auf den Weg (622, 655) auf den Göller. Es geht kurz etwas steiler aufwärts und dann eine lange Strecke nur wenig ansteigend rechts vom bzw. direkt am Gsengerkamm (Abb. 3), einem Vorberg des Göllers. Nach rund 15 Minuten erblickt man auf einer Lichtung noch in weiter Ferne das Ziel, den pyramidenförmigen Gipfelaufbau des Göllers (Abb. 4). Nach weiteren 20–25 Minuten biegt der gut gepflegte Steig links – sehr steil – wieder direkt auf den Kamm ab.
Ab jetzt begleiten auch immer wieder kleine Felsblöcke den bewaldeten Weg, der aber wirklich gut begehbar über viele große und kleine Baumwurzeln führt. Es wird wieder etwas steiler, kurz von einem flacheren Wegstück unterbrochen, bis man nach insgesamt rund 75-90 Minuten den mit einem kleinen Holzkreuz geschmückten Gsenger (Abb. 5), einen unscheinbaren Vorgipfel des Göllers erreicht.
Es geht vorbei an Felsformationen kurz weiter aufwärts und bei einem kurzen, flachen Übergangsstück liegt der steile Gipfelaufbau des Göllers (Abb. 6) direkt vor uns. Links ist eine enge, steile Rinne (Abb. 7) zu sehen, die im Winter den Skitourengehern zur Abfahrt dient. Ab jetzt, man hat nun fast die Waldgrenze erreicht, geht es teilweise sehr steil, steinig und voller Geröll durch Latschen weiter. Vor allem an heißen und sonnigen Sommertagen ist ein früher Aufbruch daher sehr zu empfehlen. Richtung Nordosten öffnet sich immer mehr der Blick – vor allem im Herbst ergeben sich großartige Ansichten – zu den Niederösterreichischen Voralpen (Abb. 8).
Zuerst überwindet man noch über einen rechtsseitig vorgelagerten Bergrücken eine 100 Hm hohe Steilstufe. Dann wird es etwas flacher. Zeit zur Erholung und zum Kräftesammeln für die letzten, immer steiler werdenden 150 Hm bis zum Gipfel (Abb. 9). Dort wird man nach insgesamt rund 2¼–2½ Stunden, in denen man ungefähr 800 Hm absolviert hat, von einem großen, hölzernen Gipfelkreuz (Abb. 10), das auf einer länglichen Gipfelwiese (Abb. 11) steht, begrüßt.
Es ist genug Platz für die meist wenigen Wanderer, um einen ruhigen, gemütlichen Rastplatz zu finden. Wer absolute Ruhe sucht, der kann westseitig rund 50 Hm ab- und dann rund 15 Hm aufsteigen zum Terzer Göller (1.729 m, Abb. 12). Da es dabei knapp am steilen Gefälle zur Eisgrube entlanggeht, sind dafür aber Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ratsam. Vom Terzer Göller hat man einen sehr schönen Blick Richtung Nordosten zum Hauptgipfel (Abb. 13). Trittsicherheit und Schwindelfreiheit benötigt man aber auf alle Fälle, wenn man die längliche Gipfelwiese in östlicher Richtung marschiert, 100 Hm absteigt und den sehr schmalen Kamm über der Karlgrube zum Gipfel des Kleinen Göllers (1.673 m, Abb. 14) begeht. Von hier kann man dann weiter zur Göllerhütte (1.440 m), zum Waldhüttsattel (1.266 m) und nach Kernhof absteigen.
Wer es aber vorzieht, am Gipfel des Göllers zu rasten, der sollte den wunderbaren Rundblick und Fernblick, der an klaren Tagen bis zum Dachstein reicht, genießen. Direkt und unübersehbar im Osten der "kleine Bruder" des Göllers, der 1.669 m hohe Gippel (Abb. 15), der mit seinem felsigen Gipfelaufbau aus Dachsteinkalk – der Göller besteht aus Dolomit – wesentlich spektakulärer wirkt. Vom Schneeberg im Osten (Abb. 16) bis zum Ötscher im Westen (Abb. 17), den Gutensteiner Alpen (Reisalpe, Unterberg) im Norden (Abb. 18) und den Mürzsteger Alpen (Rax, Schneealpe, Hohe Veitsch) im Süden (Abb. 19) (Abb. 20) sind fast alle Gipfel im Nahbereich von Wien und Graz zu erblicken. Dazu zählen natürlich auch die Gipfel der Grazer Hausberge und des Hochschwab-Massivs.
Trittsicherheit ist aber auch auf alle Fälle beim Abstieg – dieser erfolgt Richtung Nordwesten über den steilen Aufstiegsweg (Abb. 21) – über den Gsenger (Abb. 22) nach Gscheid geboten. Vor allem der steile Steig voller Geröll unterhalb des Gipfels ist mit Vorsicht zu begehen. Insgesamt sollte man für den direkten Weg zurück zum Ausgangspunkt am Gscheid ungefähr 1¾–2,0 Stunden einplanen.
Geogr. Länge/Breite: 15°27‘59‘‘/47°49‘11‘‘
Rechtswert (UTM): 534930 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5296405 m (Zone: 33 N)