Mohar:
„Fake News“ über einen grandiosen Aussichtsberg
In Zeiten der Sensationspresse und der sozialen Netzwerke würde die jahrhundertelang von der Bevölkerung des oberen Mölltals erzählte Geschichte, dass der hoch über dem Tal thronende Mohar (2.605 m, Abb. 1), auf den der nachfolgende Wandertipp führt, den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner (3.798 m), bis zu einem gewaltigen Bergsturz im Jahre 1348 an Höhe übertroffen haben soll, reichlich Quote bringen. Was man damals als Sage oder Legende bezeichnete, wären heute vortreffliche „Fake News“. Was dem Mohar, einem Gipfel der Goldberggruppe, einer Untergruppe der Hohen Tauern, aber geblieben ist, ist die Tatsache, dass es sich um einen unschwierig und schnell zu besteigenden, grandiosen Aussichtsberg handelt. In Tourbeschreibungen werden gerne zwei, schon recht hoch gelegene Ausgangspunkte verwendet: Das über eine gut ausgebaute Bergstraße zu erreichende Sadnighaus im Astental (1.880 m) oder das GH Glocknerblick (2.047 m), dessen Zufahrt fahrtechnisch etwas mehr Können erfordert. Um uns einen zusätzlichen, „unnötigen“ Waldaufstieg bzw. -abstieg von rund 150 Hm zu ersparen, entscheiden wir uns für die zweite Alternative.
Bevor man die Tour vom bereits über der Waldgrenze gelegenen GH Glocknerblick (Abb. 2) startet, sollte man die wenigen Schritte zur Antoniuskapelle (Abb. 3) gehen. Dort erwartet uns ein toller Blick einerseits Richtung Norden (Abb. 4) zum Großglockner, dem Hocharn (3.254 m) und dem Hohen Sonnblick (3.106 m) sowie tief abwärts zum obersten Teil des Mölltals und andererseits Richtung Westen (Abb. 5) zur Schobergruppe, die vom Petzeck (3.283 m) als höchstem Gipfel dominiert wird. Zurück bei der gastlichen Einkehrmöglichkeit könnte man natürlich auch direkt Richtung Osten (Abb. 6) den Mohar in 1¾–2,0 Stunden besteigen, doch Vorsicht, das bereits sichtbare Kreuz heißt zwar Moharkreuz, ist aber nicht das Gipfelkreuz: Die höchste Stelle liegt über 150 Hm höher!
Da wir eine Rundwanderung unternehmen wollen, gehen wir auf der Zufahrtsstraße mit Blick zu den felsigen Dolomiten im Südwesten (Abb. 7) ein paar Meter abwärts zu einer Weggabelung und biegen links Richtung Osten auf einen Weg ab, der uns mit wenigen Schritten zu einem breiten Panoramaweg, der zum Sadnighaus beschildert ist, bringt. Wir biegen links in diesen ein und genießen den schönen Blick Richtung Südosten (Abb. 8) zur Sadniggruppe mit dem gleichnamigen höchsten Gipfel, dem Sadnig (2.745 m). Vorbei an ein paar Almhütten geht es im leichten Auf und Ab wenig ansteigend zur Sagritzer Wirts-Almhütte (2.040 m), von der man Richtung Südwesten (Abb. 9) ins Astental hinabsieht. Im Hintergrund erblickt man erneut die felsigen Lienzer Dolomiten. Nach etwa 30 Minuten vom GH Glocknerblick kommen wir zu einer Wegkreuzung (ca. 2.030 m), bei der wir links in den vom Sadnighaus von rechts aufsteigenden Steig einbiegen.
Jetzt folgt – speziell an heißen Sommertagen – der anstrengendste Teil unserer Rundtour. Mit vielen kleinen Serpentinen geht es die sehr steilen Waldhänge – aufgelockert mit einer langgezogenen Lichtung – Richtung Norden aufwärts. Nach rund 25–30 Minuten von der Abzweigung vom Panoramaweg erreichen wir vor einer Steilstufe ein kleines flacheres Geländestück (Abb. 10). Bei Weitem nicht mehr so steil, aber dafür im wesentlich lichteren Waldgelände und um vieles steiniger queren wir Richtung Nordosten die Steilstufe und gelangen zusehends ins Almgelände des Astner Bodens. Tief unter uns erblicken wir im offenen Wiesengelände eine ganze Reihe von Almhütten (Abb. 11), die zwischen Sadnighaus und der Kröllalm (1.961 m) liegen. Richtung Osten (Abb. 12) sieht man am Ende einer riesigen Almlandschaft die Stellhöhe (2.815 m) und den Stellkopf (2.852 m), wobei Letzterer vom Sadnighaus technisch recht einfach zu besteigen ist. Langsam wendet sich unser nun bestens begehbarer Almsteig mit einem Linksbogen Richtung Norden. Erstmals wir hoch über uns der Gipfel des Mohars (Abb. 13) sichtbar. Immer wieder etwas steiler erklimmen wir Geländestufen, bevor wir nach ungefähr 2,0–2¼ Stunden das Göritzer Törl (2.458 m, Abb. 14) erreichen. Nun um etwa 400 Hm höher als bei der Antoniuskapelle zu Beginn unserer Wanderung sind wieder der Großglockner und andere Riesen der Hohen Tauern vor uns Richtung Nordosten (Abb. 15) gut zu sehen.
Beim Göritzer Törl erblickt man links von uns Richtung Westen (Abb. 16) die Gipfelerhebung des Mohars. Wir biegen daher links in den querenden Steig ein, der rechts Richtung Osten zu einer für die Goldberggruppe typischen ehemaligen Gold-Stollenanlage führt. Dabei handelt es sich jedoch um einen größeren Abstecher. Man könnte hier auch geradeaus weiterwandern und ohne Gipfelüberschreitung nördlich am Mohar vorbei zum Ausgangspunkt wandern. Wir aber erklimmen eine zwar steile, doch problemlos begehbare Geländestufe und nähern uns danach in wenigen Minuten fast eben über einen Kammweg (Abb. 17) unserem Gipfelziel. Der finale Aufstieg (Abb. 18) ist dann wieder recht steil und steinig, wobei Felsbrocken und Blockwerk auf einem sehr gut angelegten Steig umgangen werden. Nach ungefähr 2½–2¾ Stunden, in denen man mit Gegensteigungen auf dem Panoramaweg etwa 650 Hm bewältigt hat, ist es dann so weit: Man steht vor dem denkmalartigen Gipfelkreuz des Mohars (Abb. 19).
Scheinbar wollen in der Almsaison nicht nur wir, sondern auch das Rindvieh vom leicht kupierten Gipfelplateau den Rundblick genießen. Oder es will an der höchsten Stelle der Sommerhitze entgehen. Wie auch immer, die Aussicht ist fantastisch. Zusätzlich zu allen bereits genannten Gebirgsgruppen und Gipfeln kommt im Nordosten (Abb. 20) jetzt noch das Schareck (3.123 m) dazu, das den Mölltaler Gletscher überragt.
Mit Blick zur Schobergruppe geht es hier Richtung Westen (Abb. 21) steil und an einigen Stellen auch steinig rund 10 Minuten abwärts zu einem schmalen Kamm, der mit einem fast flachen Linksbogen zum Moharkreuz führt, das wir nach rund 15–20 Minuten vom Gipfel des Mohars erreichen. Auf dem gut begehbaren Kammweg erfreuen wir uns am tollen Blick Richtung Süden (Abb. 22) zur Sadniggruppe. Tief unter dem Moharkreuz (Abb. 23) liegen das GH Glocknerblick und die Antoniuskapelle (Abb. 24). Es lohnt sich aber auch von hier der Blick retour hinauf zum Gipfel des Mohars (Abb. 25). Wir wandern nun mit ständigem Blickkontakt zur Schobergruppe (Abb. 26) – westlich von uns – sowie Richtung Norden (Abb. 27) zum Großglockner, zu den zahlreichen schneebedeckten 3.000ern der Hohen Tauern und zum obersten Teil des Mölltals über einen steilen, teilweise recht steinigen Steig stetig Richtung Südwesten abwärts, wobei Trittsicherheit sicherlich empfehlenswert ist. Schon fast beim Ausgangspunkt mündet von rechts die beim Göritzer Törl beginnende, ohne Gipfelbesteigung auskommende Alternativroute in unseren Weg. Hier könnte man auch auf einen rechts abwärts führenden, breiten Wiesenweg ausweichen. Wir aber wählen den links abzweigenden, markierten Steig und erreichen nach etwa 1¼–1½ Stunden vom Gipfel des Mohars den Ausgangspunkt beim GH Glocknerblick und der Antoniuskapelle (Abb. 28).
Geogr. Länge/Breite: 12°55'57''/46°57'15''
Rechtswert (UTM): 342681 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5202148 m (Zone: 33 N)