Rössel:
Hoch über dem Erzberg
Nähert man sich in einer grandiosen, felsigen Kalklandschaft vom Norden (Abb. 1) dem Ortszentrum von Eisenerz und dem Erzberg (1.465 m), erblickt man links hinter diesem mit dem Rössel (1.855 m) das Gipfelziel des nachfolgenden Wandertipps. Rechts hinter dem für seine rötliche Farbe und die gestufte Form bekannten Erzberg – mit dem größten Tagebau Mitteleuropas –überragt der Eisenerzer Reichenstein (2.165 m) mit der dem Gipfel nahen Reichensteinhütte (2.128 m) die Szenerie. So wie der Erzberg u.a. mit einem Schaubergwerk, mit den besonders bei Kindern beliebten Fahrten mit den Haulys, den überdimensionalen LKWs zum Abtransport des Erzes, und auch dem jährlich im Frühling ausgetragenen Erzberg-Rodeo zu einem Tourismusmagneten geworden ist, strömen nicht nur an sonnigen Wochenenden Massen an Bergwanderern auf den Eisenerzer Reichenstein, den die meisten von Osten besteigen. Ausgangspunkt ist dabei meistens der Parkplatz beim GH Präbichlerhof (1.260 m), dann wandert man durch das Grübl (Abb. 2), einen wasserlosen Graben, der vom Grüblzinken (1.990 m) links im Süden und von unserem Gipfelziel rechts im Norden flankiert wird.
Auch wir starten unsere eher kurze Tour beim Präbichlerhof (Abb. 3), erst kurz vor dem höchsten Punkt des Rössels werden wir beim Rösselhals den stark frequentierten Weg auf den Eisenerzer Reichenstein verlassen und die letzten Hm vermutlich alleine zum meist einsamen Gipfel, von dem man eine wunderbare Aussicht genießt, aufsteigen. Zu Beginn unserer Wanderung geht es mit Blick zum Grüblzinken Richtung Westen über eine steile Wiese (Abb. 4) aufwärts. Man könnte auch die parallel verlaufende Sandstraße verwenden, die von uns nach knapp 5 Minuten – etwas nach links versetzt – gequert wird. Diese Sandstraße wird in den Sommermonaten von so genannten Mountaincars – einer Art Gokarts mit drei Rädern und ohne Motor – genützt, daher muss man hier aufpassen. Auf einem breiten, weniger steilen Wiesenweg durchwandern wir weiter Richtung Westen im Grübl eine langgezogene Schneise, die allmählich steiler wird. Rechts von uns wird dabei bald schon unser felsdurchsetztes Gipfelziel (Abb. 5) sichtbar. Wir kreuzen zweimal einen hier ebenfalls vorhandenen MTB-Parcours, bevor unser weiter dem Talschluss (Abb. 6) entgegenführender Aufstiegsweg schmäler wird. Unser Steig wendet sich nach rechts und führt näher zu den steilen Hängen des Rössels. Dabei sind oberhalb der linken Talseite die steilen Nordhänge unterhalb des Grüblzinkens (Abb. 7) eindrucksvoll zu sehen. Um einiges steiler, wird unser ein wenig steiniger, lehmiger Steig – umgeben von Sträuchern – etwas mühsamer begehbar. Vor allem bei feuchten Bodenverhältnissen kann es auf diesem Streckenabschnitt auch recht rutschig werden. Dazu muss man bedenken, dass man hier meist nicht alleine unterwegs ist und immer wieder anderen Bergwanderern ausweichen muss. Nach rund 55–60 Minuten vom Ausgangspunkt öffnet sich das Gelände und unser Steig mündet in einen breiten Karrenweg (ca. 1.570 m), den wir beim Abstieg verwenden werden.
Nach wenigen Schritten endet der Karrenweg bei einem Holzlagerplatz mit vorgeschnittenen Holzstücken (Abb. 8). Auf einer Tafel ersucht der Pächter der Reichensteinhütte, dass man einen Holzscheit mit zur Hütte nehmen soll. Da wir nicht so weit aufsteigen werden, gilt diese Bitte natürlich nicht für uns. Die meisten Bergwanderer, die zum Gipfel des Eisenerzer Reichensteins wandern, kommen diesem Ersuchen gerne nach. Für die nun folgende Besteigung der im Westen vor uns liegenden Steilstufe kann man beide hier beginnenden Steige verwenden: Sie treffen sich nach wenigen Minuten wieder und führen hinauf zu einer Geländestufe (ca. 1.630 m). Rund 10–15 Minuten nach Ende der Sandstraße auf dieser Stufe angekommen, werden vor uns die sehr steilen, felsigen Hänge des Eisenerzer Reichensteins (Abb. 9) nun erstmals sichtbar. Auf der rechten Seite erblicken wir Richtung Nordwesten (Abb. 10) die nächste Steilstufe, die wir nun meistern müssen. Dazu wandern wir zu Beginn fast eben vorbei an einem kleinen Tümpel über Wiesengelände Richtung Westen. Wieder etwas ansteigend kommen wir etwa 5–10 Minuten nach Erreichen der Geländestufe zu einer Weggabelung. Geradeaus kann man zum links von uns liegenden Rottörl (1.870 m), einem Sattel zwischen Eisenerzer Reichenstein und Grüblzinken, wandern.
Wir aber halten uns rechts und nähern uns auf recht steinigem Steig mit Serpentinen einer felsigen Engstelle (Abb. 11), die – problemlos, aber doch vorsichtig – durchstiegen wird. An ihrem oberen Ende angekommen, geht es über schrofiges Wiesengelände (Abb. 12) steil hinauf zum Rösselhals (1.770 m), den wir nach ca. 1½–1¾ Stunden vom Ausgangspunkt erreichen. Bei diesem Aufstieg haben wir unser Gipfelziel halbrechts vor Augen. Beim Rösselhals wird unter uns die noch flache Rückseite bzw. Südseite des Erzbergs (Abb. 13) sichtbar. Dazu noch ein wichtiger Hinweis: Werktags kann es passieren, dass man ohne Vorwarnung von einem lauten Knall überrascht wird: Dabei handelt es sich um eine Sprengung!
Fast alle Bergwanderer setzen ihre Tour zum Eisenerzer Reichenstein links über den Kammweg – auf dem Theklasteig – Richtung Westen fort. Wir aber wenden uns mit Blick zu unserem Gipfelziel (Abb. 14) nach rechts, gehen keine 5 Meter auf einem markierten Steig, auf dem man über die Plattenalm auf der Nordseite des Rössels zum Präbichl absteigen könnte, und verlassen diesen geradeaus Richtung Osten. Auf einem zwar in den Sommermonaten etwas verwachsenen, aber trotzdem deutlich sichtbaren, unmarkierten Wiesenpfad geht es – steiler werdend – den mit Latschen bewachsenen Hang aufwärts. Mit Erklimmen einer Steilstufe – hier ist vor allem bei feuchten Bodenverhältnissen Trittsicherheit ratsam! – hat man es nach rund 15–20 Minuten vom Rösselhals bzw. 1¾–2,0 Stunden vom Ausgangspunkt, in denen man knapp 600 Hm bewältigt hat, geschafft: Man erreicht den auf einer Mini-Erhebung (Abb. 15) und einem schmalen Gipfelgrat gelegenen höchsten, nicht markierten Punkt des Rössels. Links (nach Norden) und rechts (nach Süden) geht es sehr steil bergab – hier sollte man, speziell mit Kindern, aufpassen!
Normalerweise einsam und alleine kann man von hier eine grandiose Aussicht genießen: Richtung Norden (Abb. 16) tief unter uns sehen wir den Erzberg und die Gemeinde Eisenerz mit dem Hochkogel (2.105 m) und dem Kaiserschild (2.084 m) links und den nordwestlichen Ausläufern der Hochschwabregion (u. a. Pfaffenstein (1.871 m) und Frauenmauer (1.827 m)) im Hintergrund. Im Osten (Abb. 17) ist zwischen dem nahen Polster (1.910 m) samt Sender, der TAC-Spitze (2.019 m) und der Vordernberger Griesmauer (2.015 m) links im Norden und der Leobner Mauer (1.870 m) sowie dem Trenchtlingstock – mit seiner höchsten Erhebung, dem Hochturm (2.081 m) – rechts im Süden hinter dem Lamingsattel (1.677 m) der zentrale Bereich der Hochschwabregion mit dem Hochschwabgipfel (2.277 m) zu sehen. Südöstlich (Abb. 18) von uns erspäht man weit unten das Tal des Vordernberger Bachs, durch das die Bundesstraße B 115 und eine Museumsbahn führen, und dutzende Berge des Grazer Berglands. Unseren Aufstiegsweg durch das Grübl mit dem Grüblzinken und dem Eisenerzer Reichenstein sehen wir im Süden (Abb. 19). Im Westen (Abb. 20) reiht sich nördlich der Eisenerzer Ramsau ein Gipfel der Eisenerzer Alpen an den anderen. Im Nordwesten (Abb. 21) ist schon recht weit von uns entfernt sogar der Lugauer (2.217 m) im Gesäuse zu bewundern. Diese Aufzählung der uns umgebenden Berge ist natürlich bei Weitem unvollständig!
Vorsichtig geht es auf dem teilweise steilen, bei einer Wiesenpassage abschüssigen und im Sommer etwas verwachsenen Aufstiegspfad in ca. 10–15 Minuten mit Blick zum Eisenerzer Reichenstein wieder abwärts zum Rösselhals (Abb. 22). Da der alternative Abstiegsweg nördlich auf dem Rössel vorbei nach Präbichl laut Auskunft von Einheimischen an vielen Stellen ungepflegt ist, wählen wir unseren Aufstiegsweg, um wieder zum Ausgangspunkt zu gelangen. Also geht es durch die felsige Engstelle auf die ebene Fläche unterhalb des Eisenerzer Reichensteins. An der Geländekante, die wir vom Gipfel des Rössels nach 35–40 Minuten erreichen, genießen wir nochmals den prachtvollen Blick Richtung Osten (Abb. 23) in die Hochschwabregion. Es geht weiter abwärts zum Holzlagerplatz und dann auf dem breiten Weg und nicht auf dem oft rutschigen, steilen Steig mit zwei Serpentinen zur Einmündung in eine breite Forststraße gleich neben der Bergstation eines nur im Winter betriebenen Sesselliftes. Auf dem Wegteil zwischen den beiden Serpentinen blicken wir nochmals hinauf zum Gipfel des Rössels (Abb. 24).
Da auf der breiten Forststraße die Mountaincars unterwegs sind, wechseln wir auf einem breiten Weg (nicht über den MTB-Parcours!) mit wenigen Schritten links hinüber zu unserem Aufstiegsweg. Auf diesem geht es dann zur Forststraßen-Querung oberhalb des Präbichlerhofs – uns gegenüber steht der Polster – und über die steile Wiese abwärts zum Ausgangspunkt (Abb. 25), zu dem wir vom Rössel nach etwa 1¼–1½ Stunden gelangen.
Geogr. Länge/Breite: 14°56‘58‘‘/47°31‘05‘‘
Rechtswert (UTM): 496203 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5262740 m (Zone: 33 N)