Blaue Lacke/Sulzenauhütte:
Im Tal der brausenden Wasserfälle
Das Stubaital zählt neben dem Zillertal und dem Ötztal zu den drei großen Tälern mit Gletschern. Wenn man etwa 10 km südlich der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck bei Schönberg ins Stubaital einfährt und sich dann allmählich dem schneebedeckten Alpenhauptkamm nähert, brausen immer mehr Wasserfälle von den Bergen ins Tal. Eine Besonderheit stellt dabei der Grawa Wasserfall dar, der - gewaltige 80 Meter breit - fast 200 Hm (Höhenmeter) kaskadenförmig ins Tal donnert. Gespeist wird dieses Spektakel vom Sulzaubach, der in den Gletschern oberhalb der Blauen Lacke seinen Ursprung hat. Der nachfolgende Wandertipp beschreibt den Weg von der Grawa Alm hinauf zur Blauen Lacke (Abb. 1). Diese Tour ist sehr beliebt, trotzdem entgeht man dem Massenansturm, der an Sonnentagen auf den Wegen, die bei der Mutterbergalm, dem Talschluss des Stubaitals, starten, herrscht. Auch fehlen bei dieser doch etwas anspruchsvolleren Tour die Touristen, die sich mit der Gletscher-Seilbahn von der Mutterbergalm in die Gletscherregionen transportieren lassen.
Der Ausgangspunkt (ca. 1580 m) für die Tour liegt ca. 200 Meter taleinwärts von der Grawa Alm und dem Grawa Wasserfall (Abb. 2) bei einer Bushaltestelle und einem eigenen Parkplatz für die Besucher der Sulzenauhütte. Über eine Brücke quert man die Ruetz und biegt dann rechts auf den taleinwärts führenden Wanderweg ein. Schon bald verlassen wir diesen links und gewinnen auf einem etwas steinigen Waldweg mittels Serpentinen kontinuierlich an Höhe. Danach wird eine Lichtung ebenfalls mit Serpentinen überwunden. Im Anschluss führt unser Steig - steinig, aber gut gehbar - fast eben talauswärts, wobei sich erste schöne Ausblicke bieten. Immer wieder kurz unterbrochen von Serpentinen, mit denen man wieder etwas an Höhe gewinnt, nähern wir uns langsam dem Sulzaubach. Nach etwa 40-45 Minuten gelangen wir zu einer Weggabelung, bei der von links der steile Aufstiegsweg von der Grawa Alm und vom Grawa Wasserfall zu unserem Weg stößt. In weiterer Folge sind bei einer etwas abschüssigen Hangquerung einige größere Steinstufen mit etwas Vorsicht zu überwinden. Nach einer Rechtskurve wird man fast ein bisschen überrascht von der Bergstation einer Materialseilbahn. Der Weg wird um vieles breiter und führt nun etwas oberhalb des Sulzaubachs taleinwärts. Je weiter man wandert, desto großartiger wird die Szenerie (Abb. 3). Das Tal öffnet sich, wird zur Alm und im Hintergrund am oberen Rand einer ca. 350 Hm-Steilstufe mit einem gewaltigen Wasserfall sieht man bereits die Sulzenauhütte. Und noch weiter oben grüßt das Weiß der Gletscher! Wir aber wandern - zweimal den Sulzaubach auf Brücken überquerend - eben in 5-10 Minuten gemütlich zur bewirtschafteten Sulzenaualm (1.857 m). Für diese erste Etappe unserer Tour, bei der wir ca. 280 Hm bewältigt haben, benötigt man etwa 1¼-1½ Stunden.
Weiter geht es rechts vom Sulzaubach in ca. 5 Minuten bis zu einer Weggabelung. Der linke, nicht sehr gepflegte Pfad ("Wilde-Wasser-Weg") führt bis zum unteren Ende des imposanten Wasserfalls (Abb. 4) und dann steil weiter, wo er sich dann später mit dem Normalweg wieder vereinigt. Dieser wendet sich zum rechten Hang und führt breit auf sandigem Boden in Serpentinen aufwärts. Nach rund 100 Hm, bei der Einmündung des jetzt gesperrten früheren Hüttenweges, wird der Steig etwas schmäler und steiniger, bleibt jedoch gut und sicher begehbar. Rund 200 Hm oberhalb des Talbodens biegt der "Wilde-Wasser-Weg" wieder in unseren Steig ein. Nach weiteren etwas steileren und noch steinigeren 50 Hm durchschreiten wir ein Holzgatter und danach wird unser Hang wieder etwas flacher. Noch sind ein paar Serpentinen zu überwinden und dann führt unser Steig in einem weiten, nur noch wenig ansteigenden Bogen Richtung Sulzenauhütte (Abb. 5). Nachdem wir unterhalb einer Felsgruppe vorbeigewandert sind, stehen wir nach ca. 335 Hm und 1,0-1¼ Stunden vor der stattlichen Schutzhütte, die an schönen Wandertagen immer gut besucht ist, da bei ihr zahlreiche Wanderwege zusammentreffen.
Um ein weiteres Highlight zu erleben, empfehlen wir, von der Sulzenauhütte rechts auf dem Lübecker Weg (Nr. 102) zur Blauen Lacke aufzusteigen, wobei man stets den Sulzenauferner (Abb. 6) vor sich hat. Zunächst geht es über ein kleines Steinkar etwas steiler aufwärts, dann wieder weniger steil weiter. Bei zwei Weggabelungen wählen wir jeweils den nach links führenden Steig. Nach dem Überschreiten einer eher schmalen Brücke über den Gletscherbach geht es noch ein Stück aufwärts. Oben angekommen durchwandert man - die Blaue Lacke (2.289 m) bereits vor Augen - wie in einer Galerie kunstvoll aufgetürmte Steinmandln (Abb. 7). Um zum Ufer der wundervoll türkis glänzenden Wasseroberfläche des Gletschersees zu gelangen, muss man wenige Hm absteigen. Der Aufstieg von der Sulzenauhütte (ca. 100 Hm) dauert etwa 20 Minuten, der Gesamtanstieg vom Ausgangspunkt (ca. 700 Hm) rund 2½-3,0 Stunden.
Nachdem man sich genügend ausgiebig an der fast kitschigen Szenerie erfreut hat, geht es in rund 15 Minuten zurück zur Sulzenauhütte und in ca. 45-60 Minuten abwärts zur Sulzenaualm (Abb. 8). Weiter retour am Aufstiegsweg können trittsichere und schwindelfreie Wanderer die Abstiegsvariante zum Grawa Wasserfall und zur Grawa Alm wählen. Doch die ist nicht für schwache Nerven, denn es geht fast 350 Hm extrem steil über Steinstufen, Holzbretter und einmal sogar über Stahlstifte abwärts. An zwei Aussichtspunkten spürt man direkt die Gischt des Wassers auf der Haut (Abb. 9), am unteren Ende hat man für bequeme Zeitgenossen eine besondere Attraktion geschaffen: Auf Holzliegen (Abb. 10) kann man das herunterstürzende Wasser (Abb. 11) bewundern. Der einzige Nachteil dieser Abstiegsvariante liegt neben der technischen Schwierigkeiten darin, dass man nun vom Grawa Wasserfall zur Grawa Alm (und von dort auf der Straße) bzw. am linken Ufer der Ruetz bleibend bis zur Brücke bei unserem Ausgangspunkt ca. 10-15 Minuten und rund 80 Hm wieder aufsteigen muss. Für den gesamten Abstieg von der Blauen Lacke benötigt man - unabhängig von der Wegvariante - ca. 2,0-2¼ Stunden.
Geogr. Länge/Breite: 11°10‘51‘‘/47°00‘55‘‘
Rechtswert (UTM): 665765 m (Zone: 32 N)
Hochwert (UTM): 5209205 m (Zone: 32 N)