Hochstadl:
Sommerliches Kuhglocken-Konzert auf der Kräuterin
Wer ein harmonisches Konzert von Kuhglocken dem Läuten von Handys vorzieht, für den ist eine Wanderung auf der Kräuterin noch ein wahrer Geheimtipp. Vor allem an sommerlichen Wochentagen übertrifft die Zahl des Weideviehs die Zahl der Wanderer bei weitem. Das liegt einerseits daran, dass die Anfahrt aus den Ballungsräumen Wien, Graz und Linz recht zeitaufwändig ist, und andererseits sind Touren auf der Kräuterin in der Regel lang und anstrengend. Dieser im Norden der Steiermark unweit des Wallfahrtsortes Mariazell gelegene Bergstock umfasst auf seiner Hochfläche große, unberührte Almgebiete, die von einigen zum Teil recht felsigen Gipfeln flankiert werden. Der höchste von diesen ist der 1.919 Meter hohe Hochstadl (Abb. 1), der auch Ziel der nachfolgend beschriebenen Wanderung ist.
Ausgangspunkt ist entweder der Parkplatz in Dürradmer (808 m), das man auf einer staubigen Straße von Greith im Salzatal erreicht, oder rund 360 Hm weiter oben der Parkplatz, der sich kurz vor dem Schranken nahe der Nappenbachklause (1.171 m) befindet. Um sich aber rund 75 Minuten beim Aufstieg bzw. etwa eine knappe Stunde beim Abstieg für diese bewaldete Mautstraßen-Strecke zu ersparen, benötigt man eine spezielle Fahrerlaubnis für die mehr als holprige Forststraße, die man für einen wahrlich stolzen Preis von den Österreichischen Bundesforsten (ÖBF) im Gasthaus Leitner in Greith erhält.
Wer sich die Mautgebühr sparen will, der hat einen etwa 75 Minuten dauernden Forststraßen-Aufstieg bis zum oberen Parkplatz vor sich. Gleich, wenn man den oberen (meist geschlossenen) Schranken passiert hat und noch etwa 10 Minuten auf der nun für den Verkehr gesperrten Forststraße gemütlich aufsteigt, ist halblinks der felsige Fadenkamp zu sehen, der uns in weiterer Folge begleiten wird. Bei einem großen Baum verlassen wir links die Forststraße, wandern Richtung Wald und weiter leicht abwärts zum Bachbett des schmalen Nappenbachs, in dem wir einige Meter am rechten Rand des Baches gehen. Nach dessen Überquerung geht es ein wenig mühsam hinauf auf eine Wiese, auf der wir wieder zur Forststraße aufsteigen. Nach knapp 100 etwas steileren Metern verlassen wir links wieder die Forststraße, um in südwestlicher Richtung – einmal noch die Forststraße querend – im Wald zuletzt recht steil und steinig direkt zur Kräuterinhütte (1.394 m, Abb. 2)) aufzusteigen. Diese ist im Sommer nur am Wochenende bewirtschaftet, unter der Woche stehen Getränke zur Selbstbedienung zur Verfügung. Für das Wegstück von der Nappenbachklause zur Kräuterinhütte, bei dem ca. 220 Hm zu überwinden sind, benötigt man etwa 45 Minuten.
Hinter uns die tolle Sicht zum mächtigen Ötscher und zur Gemeindealpe, einem der Hausberge von Mariazell, geht es nun in einem breiten Talkessel zwischen Fadenkamp (1.804 m, Abb. 3) im Westen und Graskogel (1.742 m) im Osten Richtung Süden teils steiler, dann wieder weniger steil aufwärts. Je höher man durch lichter werdenden Wald steigt, desto steiniger wird der Weg. Auf kleineren Almen begegnet man erstmals Weidevieh, auch der Blick zum beim Aufstieg sich rechts befindlichen Fadenkamp begeistert immer mehr. Nach ungefähr 45 Minuten und ca. 200 Hm Aufstieg von der Kräuterinhütte erreicht man nach einer etwas steinigeren Passage die breiten Almböden der Kräuterin. Damit verbunden ist auch im Süden der erste, noch etwas ferne Blick auf das Gipfelziel, den wuchtigen Hochstadl (Abb. 4).
Auf der Alm, wo uns das angekündigte Kuhglocken-Konzert erwartet, geht es zuerst eben und dann nochmals ein wenig aufwärts dahin, dann erreicht man einen Sattel (ca. 1.650 m) mit einem ungetrübten Blick auf den Hochstadl. Nun vorbei an einer Weggabelung geht es über die Alm vorbei an Latschen leicht abwärts. Dort, wo von links (Osten) der Aufstiegsweg von Rotmoos, der konditionsstarken Wanderern beim Abstieg die Option einer Rundwanderung eröffnet, auf unseren Weg trifft, wendet sich der Weg westwärts (rechts) und führt auf den Kamm, der dem Hochstadl von Norden nach Süden vorgelagert ist. Damit beginnt auch die eigentliche ca. 300 Hm umfassende Gipfelbesteigung des Hochstadls, für die man ca. eine Stunde einplanen sollte. Weiter geht es auf sicherem Steig entlang des schmalen Kammes in südlicher Richtung (Abb. 5) aufwärts. Dann quert der Steig neben Latschen den Hang und führt zu einer breiteren, leicht ansteigenden Latschengasse, wo man trittsicher und vorsichtig einige Felsblöcke übersteigen muss. Nachdem dies geschafft ist, führt der zunehmend steinige Steig nochmals etwas steiler aufwärts zu einer Bergschulter. Wer nicht trittsicher ist, sollte hier etwa 70 Hm unterhalb des Gipfels die Tour beenden, denn der finale Aufstieg zum kleinen Gipfelplateau des Hochstadls wartet mit einer etwas größeren Steinstufe (Abb. 6), die zu erklimmen ist, und einem recht steilen, schroffen Weg über Felsböden auf die Gipfelstürmer. Doch die Mühe lohnt sich! Nach rund 2½–3,0 Stunden und ca. 750 Hm (mit Gegensteigung) von der Nappenbachklause (ca. 3½–4,0 Stunden und 1.100 Hm von Dürradmer) hat man einen beeindruckenden Rundblick auf die den Hochstadl umgebende Bergwelt (Hochschwab im Süden (Abb. 7), Hochkar im Westen (Abb. 8), (Abb. 9), Dürrenstein (Abb. 10) und Ötscher im Norden), der bei guter Fernsicht vom Schneeberg im Osten bis zum Hochkönig im Westen reicht. Übrigens befindet sich das Gipfelkreuz am nördlichen Ende des felsdurchsetzten Plateaus (Abb. 11), während der höchste Punkt sich am südlichen Ende befindet, von wo man einen tollen Blick hinunter ins Salzatal genießen kann.
Zur Rückkehr zum Ausgangspunkt empfiehlt sich der Aufstiegsweg, wobei besonders die Blicke auf die nun bestens zu überblickenden, ausgiebigen Almböden (Abb. 12) der Kräuterin und zum Dürrenstein sowie zum Ötscher und zur Gemeindealpe unvergesslich bleiben werden und einen weiteren Höhepunkt der Tour darstellen. Für den Weg vom Hochstadl (Vorsicht an den leicht exponierten Stellen beim Abstieg!) zur Kräuterinhütte benötigt man mit der Gegensteigung auf der Kräuterinalm ca. 1½–2,0 Stunden. Von dort kann man nicht nur über den Steig, sondern auch – um vieles bequemer – über die gesperrte Forststraße zum Parkplatz bei der Nappenbachklause absteigen. Für beide Varianten benötigt man kaum mehr als 30 Minuten. Wer sich die teure Maut gespart hat, der hat von hier noch einen ca. einstündigen Rückweg auf der Forststraße bis Dürradmer vor sich. Besonders konditionsstarke Geher können vom unteren Ende der Kräuterinalm in ca. 2½–3,0 Stunden nach Rotmoos absteigen, müssen aber von dort nochmals rund 1½ Stunden im Auf und Ab nach Dürradmer wandern. Egal, für welche Variante man sich entscheidet, die meist einsamen, vom Kuhglocken-Konzert begleiteten Touren auf der Kräuterin zählen zu den steirischen Lieblingswanderungen von vielen Insidern.
Geogr. Länge/Breite: 15°07‘49‘‘/47°43‘08‘‘
Rechtswert (UTM): 509795 m (Zone: 33 N)
Hochwert (UTM): 5285080 m (Zone: 33 N)