Hochzeiger/Sechszeiger:
Am Tor zum Pitztal
Wer etwa auf der Höhe der Tiroler Gemeinde Imst das Inntal verlässt und in südlicher Richtung ins Pitztal einbiegt, wird von zwei mächtigen, grasbewachsenen Bergstöcken begrüßt: dem Venet (2.512 m) im Westen auf der rechten Seite und zwei Gipfeln (Abb. 1), dem Hochzeiger (2.560 m) und dem Sechszeiger (2.395 m) im Osten auf der linken Seite. Ausgangspunkt der meisten Wandertouren auf die beiden zuletzt genannten Gipfel ist die Talstation der Seilbahn, die in Liss, oberhalb des Dorfes Jerzens, auf 1.450 Meter liegt. Wer sich beim Aufstieg und/oder beim Abstieg etwas schonen möchte, der kann in der warmen Jahreszeit die Gondelbahn bis zur Mittelstation (ca. 2.000 m) und den weiterführenden Sessellift bis fast zum Gipfelkreuz des Sechszeigers benützen.
Um die ganze nachfolgend beschriebene Wanderung zu absolvieren, braucht man eine große Portion Kondition. Technisch ein wenig anspruchsvoller sind ausschließlich die letzten Meter auf den Hochzeiger, aber auch diese sind ohne gröbere Probleme gut zu bewältigen. Vom großen Parkplatz in Liss (Abb. 2) startet die Tour links neben der Talstation der Seilbahn gleich einmal steil und gerade hinauf auf einem Wiesenweg, der im letzten Teil links in einen Wald führt. Abwechselnd über Almen und bewaldetes Gelände, aber stets direkt den Berg hinauf, führt nun ein netter Steig in etwa 45–60 Minuten zum Hochzeiger Haus (1.829 m) auf der rechten Seite. Nun geht es weiter auf einem breiten Fahrweg in einigen Serpentinen zur Jerzner Alm (Tanzalm) und ein kurzes Stück weiter zur Mittelstation der Seilbahn. In rund 75–90 Minuten sollte man die 550 Hm (Höhenmeter) von der Talstation hierher bewältigt haben. Von hier kann man entweder auf den links liegenden Sechszeiger (Abb. 3) oder zum Hochzeiger aufsteigen, wobei wir uns für den Hochzeiger entscheiden.
Ein Wegweiser bietet von hier zwei Möglichkeiten für den weiteren Weg auf den Hochzeiger an: Entweder rechts – etwas anspruchsvoller – über das Zollkreuz in knapp 90 Minuten oder – technisch einfach und etwas länger (ca. 2,0 Stunden) – über die grasbewachsenen Hänge gerade aufwärts. Bitte beachten Sie, dass der Einstieg für diesen Steig nur mit gutem Orientierungssinn zu finden ist. Hat man ihn entdeckt, geht’s zu Beginn über die Skihänge des Hochzeigers Richtung Osten gerade hinauf zum vielbegangenen Bergkamm zwischen Sechszeiger und Hochzeiger. Dann dreht der Steig langsam nach rechts in südliche Richtung und man visiert die Bergstation (2.450 m) eines nur im Winter betriebenen Liftes und den dahinterliegenden steilen Gipfelaufbau des Hochzeigers mit weit sichtbarem Gipfelkreuz an (Abb. 4).
Nach etwa 75–90 Minuten wandert man auf dem nun steiler werdende Steig knapp unterhalb der Bergstation des genannten Liftes vorbei und erreicht steiniges und etwas felsigeres Gelände. Nach einer kurzen Steilstufe treffen uns von links der Steig vom Sechszeiger, den wir später benützen werden, und von rechts der Weg vom Zollkreuz. Um auf den Gipfel des Hochzeigers (2.560 m) zu gelangen, nähert man sich in ca. 15 Minuten auf steinigem und sehr steilem Pfad von halbrechts dem Gipfelkreuz (Abb. 5). In diesem Bereich sind Trittsicherheit und ein wenig Schwindelfreiheit ratsam empfohlen. Lohn ist ein wundervoller Ausblick auf die benachbarte Wildgrat-Gruppe (2.971 m) im Osten und die schneebedeckten Gipfel der Ötztaler Alpen im Süden (Abb. 6). Wer von der Talstation aufgestiegen ist, benötigt für die rund 1.100 Hm – abhängig von der Route – 2½–3,0 Stunden (Zollkreuz) bzw. 3,0–3½ Stunden (Skihänge).
An schönen Tagen tummeln sich am schmalen Gipfelgrat des Hochzeigers die Massen, wobei die meisten vom Sechszeiger (Bergbahn) aufgestiegen sind. Um dorthin zu gelangen, steigt man (speziell bei Nässe!) vorsichtig in ca. 15–20 Minuten zur Bergstation des Winterliftes ab und genießt von dort den schönen Kammweg zum Sechszeiger (Abb. 7), der mit einigen kleinen Gegensteigungen in rund 30 Minuten zum Niederjöchl (2.302 m) führt. Am ganzen Weg kann man sich über eine prachtvolle Aussicht (z. B. zum Venet im Nordwesten auf der gegenüberliegenden Seite des Pitztals (Abb. 8) freuen. Vom Niederjöchl geht es kurz (ca. 15 Minuten) steil aufwärts (knapp 100 Hm) zur Bergstation des Sesselliftes von der Mittelstation – dabei lohnt der Blick zurück zum Hochzeiger (Abb. 9) – und über ein größeres Plateau in 10 Minuten vorbei an einem künstlich angelegten Teich (Abb. 10) zum Gipfelkreuz des Sechszeigers, der auch „Leiner Kögele“ genannt wird. Die Gipfellandschaften von Hochzeiger und Sechszeiger unterscheiden sich vollkommen. Steil, steinig und felsig der eine (Hochzeiger), fast eben und grasbewachsen der andere (Sechszeiger) – auch ein Reiz dieser langen Tour. Vom Gipfel des Sechszeigers öffnet sich der Blick im Norden auf das Inntal und auf die Bezirkshauptstadt Imst (Abb. 11). Besonders beeindruckend ist aber auch der Blick Richtung Südosten zur imposanten Felsenlandschaft der Wildgrat-Gruppe (Abb. 12).
Von den vielen Abstiegsmöglichkeiten empfehlen wir hier jene über die Leiner Alpe. Nicht zu steil, immer wieder durch etwas steinigere Steilstufen unterbrochen, geht es zuerst in nördlicher Richtung über offenes Gelände abwärts. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den Wald, der Steig wendet sich nach Westen und führt in ca. 30 Minuten zuerst weniger steil und dann steiler werdend zur bewirtschafteten Leiner Alpe (ca. 1.825 m, Abb. 13). Hier genießt man einen tollen Blick hinunter auf Imst. Nach einem kurzen Stück jetzt Richtung Süden abwärts auf einer Forststraße zweigt links von dieser der Adlerweg ab, der zu Beginn wieder einige (ca. 40–50) Höhenmeter aufwärts führt. Nachdem man diese kurze Gegensteigung bewältigt hat, führt unser im Vergleich dazu wenig begangener Steig kontinuierlich abwärts, ein kurzes Stück wieder von einer Forststraße unterbrochen. Wenige Minuten, bevor man den Ausgangspunkt unserer Wanderung erreicht – Gehzeit von der Leiner Alpe sind ca. 90 Minuten –, verlangt nochmals ein sehr steil abwärts führendes, steiniges Wegstück unsere ganze Aufmerksamkeit, besonders bei Nässe! Danach geht es nur noch vorbei an ein paar Häusern und Hotels zu den Parkplätzen bei der Talstation der Seilbahn. Wer die ganze hier beschriebene Tour marschiert ist, hat auf Grund der zahlreichen Gegensteigungen rund 1.300 Hm bewältigt, die reine Wanderzeit (ohne Rast) beträgt sicherlich um die 6½–7,0 Stunden. Aber es lohnt sich!
Geogr. Länge/Breite: 10°45‘28‘‘/47°09‘10‘‘
Rechtswert (UTM): 633265 m (Zone: 32 N)
Hochwert (UTM): 5223660 m (Zone: 32 N)